Mit Edding gegen das Verbot

58 Glatzen bei Schleswiger Wikingertagen verhaftet. Aufmärsche zum Heß-Todestag in Hamburg und Pinneberg geplant  ■ Von Peter Müller

Die Serie rechtsextremer Aktionen dauert weiter an. Am Wochende wollten rechte Skinheads in Schleswig auf den dortigen Wikinger-Tagen aufmarschieren, für Donnerstag haben Neonazis einen Aufmarsch zum Todestag des Hitlerstellvertreters Rudolf Heß im Kreis Pinneberg angekündigt, und am Sonnabend wollen Neonazis um die Hamburger Neonaziführer Christan Worch und Thomas Wulff vom „Aktionsbüro Norddeutschland“ durch die Hamburger City marschieren.

Dass die sogenannten „Wikingertage“ rechte Skins anlocken würde, ist nicht überraschend – Wird doch dieses barbarisch-kriegerische Normannen-Volk gern in der Rockmusik der Neonazis heroisiert. Doch über ein derart massives Auftreten bewaffneter Glatzen zeigte sich die Polizei dann doch überrascht. Weil einige Skins am Freitagabend des Platzes am Schleiufer verwiesen worden waren, wollten Glatzen aus dem ganzen Norden am Samstag als Reaktion auf den Rausschmiss das „Volksfest“ stören. „Das Fest sollte als Plattform für eine nicht genehmigten Kundgebung genutzt werden,“ sagt der Schleswigs Polizeisprecher Oliver Nießler.

Aber die Polizei bekam davon Wind, so dass Eutiner Bereitschaftspolizei die Rechten bei Straßensperren auf den Einfahrtsrouten stoppen konnten. 58 Glatzen wurde festgenommen. Bei Fahrzeugkontrollen stellten Beamte Baseballschläger und Schlagwerkzeuge sicher. Einigen Glatzen drohen jetzt Verfahren wegen des Tragens „verfassungs-widriger Kenn zeichen“. Die Skins sind erst in der Nacht wieder freigelassen und anschließend per Platzverweis der Stadt verwiesen worden.

Nach Informationen des Pinnerger Tageblatt planen militante Neonzazis für Donnerstag einen Aufmarsch zum 13. Todestag des Hitler-Stellverteters Rudolf Heß. In der Region sind in den letzten Tagen 100 Plakate mit dem Tenor „Mord an Hess“ aufgetaucht. Beim Plakate-Kleben war der Neonazis Christoph Otto von der „Kameradschaft Pinneberg“ erwischt worden. Namensvetter Klemens Otto ist Kopf des Trupps, der über enge Kontakte zu dem am Freitag durch Innensenator Hartmuth Wrocklage verbotenen „Hamburger Sturm“ verfügt. Um Probleme zu vermeiden, fordern die „Freien Nationalisten“ über Internet und Infotelefon die „Kameradschaften“ auf, den „Hamburger Sturm“ im Impressum des Heß-Plakates mit einen „schwarzen Edding“ zu übermalen, weil sonst wegen Fortführung einer verbotenen Organisation „staatliche Systemhaft“ drohe.

In Hamburg mehren sich indes Forderungen, den Neo-Aufmarsch am Samstag in der City zu verbieten. „Nach dem Verbot des ,Hamburger Sturm' erwarten wir, das der Neonaziaufmarsch verboten wird“, so Peter Hlawaty, Sprecher der IG Metall Küste. Ein Demoverbot diene dem Wohle der Stadt, so auch Konrad Freiberg, Chef der Gewerkschaft der Polizei. „Die Neonazis suchen förmlich die gewalttätige Auseinandersetzuung“, behauptet Freiberg, „sie wollen uns alle provozieren“. Gewerkschaften, Verbände und Parteien rufen zu einer Gegendemo auf dem Gänsemarkt auf.