Soziale Hilfe vom Anrufbeantworter

■ Nach einer kurzen Pause ist das Bremer Sozialhilfetelefon jetzt wieder am Netz / Eine kleine Erfolgsstory „ganz ohne Staatsknete“

Es klingelt immer wieder – das Telefon. Tag und Nacht. Aber niemand hebt ab. Kein Wunder – denn beim Bremer Sozialhilfetelefon werden die Informationen vom Band abgespult. Jetzt wieder. Denn nach einer Pause – bedingt durch einen simplen Wasserrohrbruch, der die Einrichtung eine zeitlang lahm gelegt hatte – ist die Dauerhilfe für SozialhilfeempfängerInnen und Menschen mit geringem Einkommen jetzt wieder rund um die Uhr im Einsatz. „Damit reagieren wir auf die Probleme der Betroffenen“, erklärt Karoline Linnert, Fraktionschefin der Bremer Grünen in der Bürgerschaft. Vor zehn Jahren gründete sie zusammen mit Mitarbeitern Bremer Beratungsstellen und Arbeitsloseninitiativen den automatischen Ansagedienst. Unter der Nummer 19 702 können Interessierte rund um die Uhr Informationen zum Thema Sozialhilfe abrufen.

Die Anonymität der Anrufer ist dabei von großer Bedeutung. „Viele schämen sich ihrer Bedürftigkeit“, weiß Linnert. „Sie trauen sich nicht, mit Fremden über ihre finanzielle Situation zu sprechen.“ Zudem treten mit der Armut Begleiterscheinungen auf: Das Selbstbewusstsein der Betroffenen sinkt. „Es gibt Menschen, die haben Angst davor, sich in der Stadt frei zu bewegen.“ Der Weg zur Beratungsstelle stellt für sie dann eine unüberwindbare Hürde da. „Mit dem Sozialhilfetelefon wollen wir den Menschen helfen, den ersten Schritt zu wagen“, erklärt Linnert.

Dabei sind die Informationen, die man zum Ortstarif bekommt, selten nur für Sozialhilfeberechtigte bestimmt, sondern oft auch für Menschen mit geringem Einkommen, geringer Leistung vom Arbeitsamt (Arbeitslosengeld, -hilfe), geringer Rente sowie für Auszubildende, SchülerInnen und StudentInnen interessant. „Kontakte schaffen ist unser Hauptziel“, erklärt Martin Lühr von der „Aktions-gemeinschaft der Arbeitslosen BürgerInnen“. „Die Bertroffenen wissen meist gar nicht, wo professionelle Hilfe zu erwarten ist.“ Nach dem jeweiligen aktuellen Thema wird deswegen auf die einzelnen Beratungsstellen hingewiesen. Denn das Sozialhilfetelefon ersetzt nicht die persönliche Beratung. Lühr: „Erst im Gespräch können wir gezielt auf individuelle Probleme eingehen.“ Dabei wird auch auf die Rechte gegenüber dem Sozialamt hingewiesen. „Was die Sachbearbeiter dort nicht selten vergessen“, erzählt Linnert.

Bis zu 300 Anrufe gehen im Monat beim Sozialhilfetelefon ein. Damit ist die Politikerin durchaus zufrieden. „Die Ergebnisse zeigen, dass ein gewisses Interesse in der Bevölkerung besteht.“ Die Themen, meist mit aktuellem Bezug, werden monatlich in einer kleinen Gruppe diskutiert und festgelegt. Zurzeit gibt's Infos über die Erhöhung der Regelsätze in der Sozialhilfe, und wem diese überhaupt zusteht.

Die laufenden Kosten, wie Telefongebühren und PR, zahlen die Institutionen zum Teil aus der eigenen Tasche, zum Teil werden sie durch Spenden, zum Beispiel von Kirchengemeinden, getragen.

Stolz hebt Karoline Linnert hervor: „Wir haben es geschafft, diese Einrichtung über einen längeren Zeitraum zu halten – ganz ohne Staatsknete!“

kate