„Herr Lüthje könnte noch mehr sagen“

Frank Hofmann, SPD-Obmann im Spendenausschuss, zu den Äußerungen des CDU-Bevollmächtigten Lüthje

 taz: Zerbricht die Einheit von Uwe Lüthje, dem Ex-CDU-Finanzbevollmächtigten, und Altkanzler Helmut Kohl?

Frank Hofmann: Das glaube ich nicht. Was jetzt herauskommt, hat Herr Lüthje ja schon im Grundsatz im Frühjahr erklärt und ebenso bei seinen Vernehmungen durch die Staatsanwaltschaft.

Also ist die Aufregung nur Teil eines Sommertheaters?

Nein. Das wäre nun wirklich eine Untertreibung. Durch Lüthjes nunmehr auch schriftlich niedergelegte Einlassungen konnten wir erstmals einen Vergleich mit den Aussagen Helmut Kohls vor dem U-Ausschuss anstellen. Und da haben sich nun einmal, gelinde ausgedrückt, Widersprüche ergeben.

Wem glauben Sie?

In diesem Fall Herrn Lüthje. Er bleibt seiner Linie treu, was die Auflösung der 1,5 Millionen Schweizer Franken in einem Schweizer Safe, was seine Erklärungen zur Rolle von Leisler Kiep und zum Siemens-Komplex angeht. Zu Letzerem habe ich Nachfragen . . .

. . . in welche Richtung?

Es ist doch interessant, dass Lüthje sich auf das Hotel und den Ort [Bar au Lac in Zürich – die Red.] festlegt. Da wäre es doch wünschenswert, wenn er weitere Lücken auffüllen würde.

Genauer?

In welchem Jahr das Geld ihm übergeben wurde und, vor allem, durch wen!

Nun gibt es das berühmte Redemanuskript Lüthjes, in dem es heißt, die Umstände der Geldbeschaffung für die CDU würden er und andere mit ins Grab nehmen.

Ich habe den Eindruck, Herr Lüthje könnte noch mehr sagen.

Konkret?

Wir sind zurzeit dabei, seine schriftlichen Erklärungen mit denen anderer Zeugen zu vergleichen. Aber ich habe das Gefühl, Herr Lüthje wird noch weitere, womöglich interessante Aussagen machen.

Warum wird Dieter Holzer, der in die Leuna-Affäre verwickelt ist, erst 2001 vor dem Ausschuss aussagen? Wollen Sie möglichst nahe an die Bundestagswahl heran?

Wir können doch nicht als Ausschuss ständig unsere Terminplanungen durch Ankündigungen, man sei jetzt zur Aussage bereit – sei es durch den Waffenhändler Karlheinz Schreiber oder Dieter Holzer – umschmeißen. Man muss uns schließlich Zeit für eine vernünftige Vorbereitung geben. Wir bleiben bei unserem Fahrplan: Nach den Spenden geht es demnächst an die Lieferung von Panzern nach Saudi-Arabien.

Wälzen Sie eigentlich auch im Sommer die Akten?

Selbstverständlich. Aber eine kontinuierliche Arbeit wird erschwert. So sprunghaft, wie die Medien das Thema anpacken, reagieren auch wir. Von einem Sachverhalt geht es zum anderen. Das ist bedauerlich, aber so ist es nun einmal.

Was sind Ihre nächsten Schritte?

Wir wollen eine Sondersitzung in der ersten Sitzungswoche des Bundestags im September beantragen. Dort sollen noch einmal der frühere CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep und die frühere Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, Agnes Hürland-Büning, vorgeladen werden.

INTERVIEW: SEVERIN WEILAND