CDU-Aktionen gegen Homo-Ehe

■ Die CDA im Oldenburger Land plant den Zwergenaufstand gegen die Homo-Ehe / Nach ersten gescheiterten Unterschriften-Listen will man jetzt Postkarten an die Kreisverbände verteilen

Von der Homo-Ehe hält die CDU nicht viel – das ist bekannt. Die Hardliner im Oldenburger Land aber wollen jetzt eine Kampagne gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften starten. Hermann Schröer, Landesvorsitzender der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) Oldenburg will damit verhindern, dass das Gesetzesvorhaben der Bundesregierung „ohne viel Aufmerksamkeit“ an der CDU-Basis vorbeigeht. Zusammen mit CDA-Mann Ludger Wahls will Schröer die Diskussion neu entfachen – „zwei besonders aufrechte Katholiken, die die Homo-Ehe als Gefahr für die Nation sehen“, urteilen die Grünen.

In zwei bis drei Wochen will die CDA loslegen: Stapelweise Postkarten – Größenordnung um die 100.000 Stück – sollen an die neun Kreisverbände der CDU im Oldenburger Land geschickt werden, um möglichst viele Unterstützer zu finden. Genaues will Schröer noch nicht sagen. Ein erster Entwurf liege zwar vor, müsse aber noch abgestimmt werden. Verhandlungspartner ist auch die Mutterpartei CDU, die mitmachen würde „wenn uns die Aktion zusagt“, bekannte ges-tern Manfred Carstens, CDU-Landesvorsitzender und Bundestagsabgeordneter gegenüber der taz.

Die Konservativen im Oldenburger Land wären damit bundesweit möglicherweise die Ersten, die eine Kampagne gegen die Homo-Ehe planen – und das gegen die Berliner Partei-Spitze. „Die Bundes-CDU will keine Kampag-ne machen und das hat Frau Merkel an die Gliederungen geschrieben“, erklärte gestern ein Pressesprecher. Auch die Landesverbände Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Saarland haben sich inzwischen gegen eine Kampagne ausgesprochen. „Jeder Landesverband hat eben seinen eigenen Touch“, rechtfertigt Carstens die Oldenburger Aktion. Beim schwul-lesbischen Verein LuST dagegen glaubt man, die äußerst konservative Oldenburger CDU wolle mit der Kampagne Angela Merkel eins auswischen.

Inzwischen diskutieren die Grünen und LuST schon die Gegenaktionen. Anfang dieser Woche hat LuST rund ein Dutzend Briefe an sämtliche CDU-Kreisverbände geschickt – mit der Bitte um Stellungnahme. „Das weitere Vorgehen hängt von den Reaktionen ab“, heißt es bei LuST. Auch die Grünen wollen entscheiden, sobald es Details über die „Vorschlag-Hammer-Aktion“ gebe, meint Hermann Neemann vom Kreisvorstand Oldenburg Stadt. Das sei eine „ungeheuerlich hinterwälderische Geschichte“, die man nicht unkommentiert lassen könne.

In Oldenburg selbst könnte die Aktion schon am CDU-Kreisvorsitzenden Lutz Stratmann scheitern. Mit ihm sei die Kampagne nicht zu machen, erklärt Stratmann. „Ich bin gerne bereit, inhaltlich darüber zu streiten – aber auf einem anderen Weg.“ In der Unterschriften-Kampagne sieht er vor allem eine Gefahr der Diskriminierung.

In Wildeshausen gingen erste CDA-Aktionen gegen die Homo-Ehe gründlich schief. Dort hat Mit-Initiator Ludger Wahls schon vor einigen Wochen Unterschriften-Listen ausgelegt und einen Stand organisiert. Zwar habe man in ein paar Stunden schon 200 Unterschriften zusammengetrommelt, aber die Aktion musste vorzeitig beenden werden, gesteht der dortige CDU-Ortsvorsitzende Hans-Henning Sturm: Die Kampagne sei in der Öffentlichkeit „falsch rübergekommen – als ob wir was gegen Homosexuelle hätten.“ Dabei sei es ihnen nur um den Schutz der Ehe gegangen.

Aus dem Wildeshausener Debakel haben Schröer und Wahls offenbar gelernt: Auch ihnen gehe es bei der Postkarten-Kampagne einzig um den Stand der Ehe. Ansonsten solle jeder „nach seiner Facon sein Leben gestalten“, erklärt Schröer. Auch CDU-Landesvorsitzender Manfred Carstens möchte in der Kampagne am liebsten „die Familie ganz positiv in den Vordergrund stellen“. Und wenn das „politisch nicht so klug formuliert ist, überarbeiten wir das noch mal.“

Dorothee Krumpipe