Besser baden gehen mit Musik

Mit Sonderaktionen locken die Bäder-Betriebe Kinder in die Freibäder. Radiosender bieten Hit-Music am Becken und eine Spider-Wall zum Hüpfen. Die Sponsoren werben und verlosen gerne. Preise winken auch dem besten Mülleinsammler

von EVA KÜHNEN

Es ist kalt und regnet. Oder es ist windig. Oder es ist schwül und gewittert. Und es ist windig. Kurz gesagt, es ist Sommer. „Da geh ich baden!“, jubelt es von einem Werbeplakat der Berliner Bäder-Betriebe (BBB) hinunter. Denn neben dem Wasser aus Becken und Himmel gibt es noch einen triftigen Grund, plantschen zu gehen: Die „Super-Sommer-Fun-Bädertour“ von Radio Energy.

Mit solch spritzigen Aktionen wollen die Bäder-Betriebe Kinder trotz Wechselwetter in die Freibäder locken. Neben Energy darf auch Kiss mal ein Becken bedudeln. Und 88,8 zum Hitgrill laden. Von „Beachhandballturnieren“ bis zum „Schwimmen mit dem Weihnachtsmann“ im Dezember laufen die verschiedensten Aktionen. Bis dahin dürften die Bäder-Betriebe das Warten auf Sommer und Gäste wohl auf Eis gelegt haben.

„Wegen des schlechten Wetters haben wir uns gedacht, was für die Kinder zu machen“, sagt Sybil Franke, Mitarbeiterin der Marketingabteilung der BBB. Der Andrang sei bisher ganz gut, obwohl der Sommer ins Wasser fällt.

Und obwohl selbst die Mitarbeiter vor Ort kaum über das Zusatzangebot Bescheid wissen. „Wir wussten bis heute morgen gar nichts davon“, erzählt einer der Bademeister, in dessen Freibad man außer anhaltender Hit-Music nicht viel vom Super-Sommer-Fun-Event bemerkt. „Die müssen mal kräftig an der Werbetrommel rühren, dass hier heute Mucke ist!“, meint der Meister und schlappt mit seinen Adiletten weiter zur Lautsprecheranlage: „Ziehst du wohl die Schuhe aus! Aber zack, zack!“ schallt es über die Becken hinweg. Dann wieder Hit-Music.

Auf einer Wiese neben den Umkleidekabinen ist eine kleine Bühne aufgebaut. Radiomoderator Mike Petschel spielt mit den rund 30 Kindern Wortspiele und verlost Surfboards und Taschen. „Die Fans von Energy kommen von überall her, reisen uns hinterher, um Energy live zu erleben. Mich halt“, prahlt Mike. Er ist erkältet. Bei der letzten Veranstaltung durften ihn die Kids ins Wasser schmeißen. „Das ist nicht nur Show“, sagt er. Armer Mike.

Ein paar Meter weiter toben kleine Schwimmer in Badehosen auf einer pinkgrauen „Spider-Wall“. Man könnte auch einfach Hüpfburg dazu sagen. Die Kids nehmen Anlauf, schmeißen sich mit aller Kraft in die Gummiwände und prallen ab. Der Spaß hat schnell ein Ende: Mit schwarzen, gegelten Haaren, braun gebrannt und sonnenbebrillt kommt ein Animateur angeschlurft. Er fuchtelt mit den Armen, macht ein grimmiges Gesicht, die Meute verzieht sich. Er legt sich selbst in die Luftkissen und genießt seine Tüte Pommes rot-weiß.

Das war eine kalte Dusche. Jetzt müssen die Kids wieder mit den zwei Schwimmbecken vorlieb nehmen. Viel mehr gibt es nicht in diesem Freibad. „Da gibt es sicherlich attraktivere Bäder“, sagt Monika Liebergesell. Die 45-Jährige ist mit ihrer Familie hier: „Wir wussten gar nichts von der Aktion, wir wohnen hier nur in der Nähe!“

Dann, nach dem nächsten Hit, wird wieder verlost. „Die Verlosung ist das Beste“, erzählt der 12-jährige Timo. „Aber sonst machen die nur Werbung“, fügt er noch hinzu und rennt zur Bühne.

Das letzte Spiel für heute hat gerade begonnen: „Wer-den-meisten-Müll-einsammelt-gewinnt“ schallt es ökoerzieherisch über den Lautsprecher. Die Kids reißen sich um die blauen Müllsäcke. Das Personal muss sich weniger bücken.

Energy plantscht heute im Schwimmbad Spandau-Süd, morgen im Freibad Plötzensee. Am Sonntag bietet eine Cola-Marke Fun am Orankesee, jeweils ab 10 Uhr.