„wir suchen nicht konkret nach irgendwas“

Filmproduzentin Rabe über die Tauchaktion

 taz: Frau Rabe, was haben Sie an der „Estonia“ zu suchen?

Jutta Rabe: Wir wollen Licht in die Sache bringen. Jahrelang haben Behörden versucht, die Gründe des Untergangs zu vertuschen. Es gibt Zeugenaussagen und inzwischen wieder aufgetauchtes Filmmaterial, die die offizielleTheorie von der offenen Bugklappe widerlegen.

 Sie suchen also nach Hinweisen für einen Bombenanschlag?

Wir suchen nicht konkret nach irgendwas. Gregg Bemis wird das Schiff filmen und scannen, sodass man den Rumpf und eventuelle Schäden als dreidimensionales Computermodell studieren kann.

 Lohnt sich das für Sie?

Das ungeschnittene Material wird international an interessierte Sender verkauft. Die verkaufen es dann weiter. Wir wollen wenigstens auf unsere Unkosten kommen ...

 ... und einen Spielfilm darüber drehen?

Ja, aber das hat nichts mit dieser Aktion zu tun. Hier zählt allein das journalistische Interesse.

 Stört es Sie nicht, den Grabfrieden der Opfer zu stören?

Was heißt denn Grab? Beim Concorde-Absturz hat man die Opfer ja auch nicht an Ort und Stelle verscharrt. Die Toten sind doch keine Seeleute, die sich eine Seebestattung gewünscht hätten! Wir werden auch einen Geistlichen an Bord unseres Schiffes haben – die schwedische Kirche hat uns Unterstützung zugesagt.

Interview: ARNO FRANK