Ständig Krach an der A 7

■ Im Herbst soll das Projekt Autobahndeckel starten. Aber da sind noch die Kleingärtner

Ingo Kleist ist einer mit Einfluss in der Hamburger SPD. Wenn der sagt: „Ich rechne nicht damit, dass das Ding irgendwann kommt“, dann hat das Gewicht. Das Ding – das ist der Autobahndeckel über der A 7, mit dem die Stadt so gern Lärm reduzieren und Geld vermehren würde. Nun ist Kleist nicht nur Bürgerschaftsabgeordneter aus St.Pauli, sondern als Vorsitzender des Landesbundes der Kleingartenfreunde auch noch der oberste Kleingärtner der Stadt. Und da die Schreber auf beiden Seiten der Autobahn umziehen müssten, wenn der Deckel kommt, sagt Kleist schon vorsichtshalber: „Wenn der Senat sagt: Wir wollen den Deckel, kriegt er Ärger mit uns.“

Seit Mai bereitet das Gutachterbüro Arthur Andersen im Auftrag der Stadt die europaweite Ausschreibung des Projektes vor. Vermutlich in zwei Monaten soll der Rohentwurf für die Ausschreibung für den Deckel nördlich des Elbtunnels vorliegen. Wenn es nach der Stadt geht, dann sollen die Ottenser und Ohmarscher Schreber ihre Parzellen räumen und auf den Deckel umziehen. Die frei werdenden Flächen sollen dann verkauft und so ein Großteil der Kosten für das Projekt aufgebracht werden. Aufgebracht ist ein gutes Stichwort – denn genauso reagierten die Kleingärtner 1999 auf die Pläne.

Eine Aufregung, die Kleist gar nicht für notwendig hält. „Die Gartenfreunde brauchen sich eigentlich noch gar keine Sorgen machen“, sagt er. Er kann sich nicht vorstellen, dass das Finanzierungsmodell – die Kosten werden auf mindestens 475 Millionen Mark geschätzt – tragbar ist. Der Bund, der Hamburg beim Bezahlen helfen soll, werde sich irgendwann weigern, immer größere Finanzlöcher beim Deckel zu stopfen, spekuliert Kleist. Dabei ist der SPD-Abgeordnete gar nicht gegen den Deckel an sich, nur gegen einen Umzug der Kleingärtner.

Die Stadt hat das Umsiedeln der Kleingärtner jedoch nach wie vor fest auf der Rechnung. „Dass die darüber nicht ganz fröhlich sind, sehe ich ein“, sagt Tassilo Braune, der Senatsbeauftragte für den Wohnungsbau. Trotzdem werde man an dem Plan, den Schrebern zu kündigen, festhalten: Allerdings ist das erst dann möglich, wenn die rechtlichen Grundlagen geschaffen sind. Und dazu gehört zunächst erst einmal ein offizieller Beschluss von Senat und Bürgerschaft. Der wird erst nach Vorliegen des Ergebnisses des Investorenwettbewerbs, also frühestens zu Jahresbeginn 2002 getroffen werden können.

Rechtlich sieht Braune wenig Bedenken gegen einen Umzug der Kleingärten. Nach dem Bau der U-Bahn nach Niendorf seien ebenfalls Gärten auf die Trasse verlagert worden. Die Nutzer seien zufrieden, und „beklagen sich höchstens noch über den Fluglärm.“ Peter Ahrens