Eon vertrieben aus Telefonmarkt

Weil die Handyauktion das Preislimit von Eon sprengte, zieht sich der Stromkonzern aus dem Mobilfunk zurück und überlässt der British Telecom seine Tochterfirma Viag Interkom. Teurer Verdrängungswettbewerb als Teufelskreis

von REINER METZGER

Der kompromisslose Kampf um die Mobilfunklizenzen löst schon jetzt erhebliche Turbulenzen auf dem Telekommunikationsmarkt aus: Gestern gab der Energieriese Eon den wahrscheinlichen Verkauf seiner bisher gehätschelten Telefonsparte Viag Interkom an den Auktionspartner British Telecom bekannt.

Eon war erst im Juni aus der Fusion Veba/PreussenElektra mit der Viag/Bayernwerk entstanden. Deren bedeutendste Sparte, die Stromerzeugung, hat zwar traditionell milliardenschwere Kriegskassen, kämpft jedoch derzeit selbst mit der Liberalisierung am europäischen Strommarkt. Hier wird jede Mark gebraucht für Preiskämpfe und den Aufkauf von Konzernen vor allem im Ausland. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres war das Betriebsergebnis von Eon um zehn Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zurückgegangen, so gestern der Düsseldorfer Konzern. Daher hatten die Eon-Manager nun angesichts der steigenden Summen bei der Auktion kalte Füße bekommen.

UMTS gilt zwar als zukunftsträchtige Multimedia-Version des Mobilfunks. Wer dort selbst mit den vom Staat versteigerten Lizenzen ein Netz aufbauen kann, macht potenziell mehr Profit, als wenn er sich nur Leitungen mietet. Doch wurden gestern pro Frequenzblock im Schnitt 8,2 Milliarden Mark geboten; zwei Frequenzblöcke sind mindestens nötig für eine Lizenz. Solche Summen hätten einen zu großen Teil des Eon-Kapitals in der im Konzern vergleichsweise unbedeutenden Telekomsparte gebunden.

Nun wird also im Jahr 2001 der Eon-Anteil von 45 Prozent an der Viag Interkom an British Telecom abgegeben. Die BT hielt schon bisher 45 Prozent an der Interkom. Der Kaufpreis ist noch unklar: Als Gesamtwert von Viag Interkom wurden laut Eon 25 Milliarden Euro zu Grunde gelegt, etwa 7.000 Euro pro Kunde. Der britische Ex-Monopolist trägt nun auch die Kosten der Versteigerung und erhält dafür einen Preisnachlass. Wie viel sich nun am Verkaufspreis ändern würde, müssen die beiden Konzerne nun errechnen.

Wenn schon ein Großkonzern wie Eon bei der Versteigerung aussteigt, wieso boten sich dann die anderen Telefonkonzerne unerbittlich hoch? Schließlich hätten sie theoretisch seit dem Ausstieg der Debitel/Swisscom aus der Auktion vor einer Woche beim Stand von 63 Milliarden Mark das gleiche Ergebnis haben können wie gestern, und alles wäre glimpflich über die Bühne gegangen.

Dem stand jedoch die Taktik von Deutsche Telekom und Vodafone/Mannesmannn gegenüber: Die beiden jetzigen Platzhirsche gaben sich nicht mit der Mindestzahl von zwei der zwölf Blöcke zufrieden, sie wollten jeweils drei. Damit hätten sie eine größere Übertragungskapazität als die anderen gehabt und noch einen Konkurrenten vom Markt gedrängt – da die restlichen sechs Frequenzblöcke nur für höchstens drei Lizenzen reichen, aber gestern mit E-Plus, Viag, Mobilcom/France Telecom und der finnisch-spanischen Group 3G noch vier weitere Konsortien mitboten.

Nun ging den beiden Geldprotzen doch die Luft aus. Bei einer Gesamtsumme von 98,8 Milliarden Mark kosten zwei Blöcke 16,5 Milliarden Mark. Wenn Telekom und Vodafone weiter auf drei Frequenzblöcken bestanden hätten, wäre der Teufelskreis immer weiter gegangen: Telekom und Vodafone können nicht aufgeben – weil sie sonst seit dem Ausstieg von Debitel vergebens für drei Lizenzen geboten hätten. Und die anderen hoffen alle, dass einem Konkurrenten zuerst das Geld ausgeht. So wäre es eventuell noch tagelang munter weitergegangen. Nun müssen die Verantwortlichen bei der Deutschen Telekom und bei Mannesmann ihren Aktionären erklären, warum sie nicht früher eingelenkt haben.

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