Kaum einer will klonen

Gegen das therapeutische Klonen bildet sich eine breite Front der Ablehnung. Aber es melden sich auch Politiker, die die neue Technik nicht voreilig „verteufeln“ wollen

BERLIN taz/dpa ■ Die Bundesregierung will eine Entscheidung über das therapeutische Klonen nicht übereilen. Gesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) warnte vor einer „Hauruckentscheidung“ und Lockerung des Embryonenschutz-Gesetzes. Sie äußerte sich skeptisch zum therapeutischen Klonen, schloß eine entsprechende Änderung wie in Großbritannien aber nicht grundsätzlich aus. Sie hofft aber auf andere medizinische Möglichkeiten. So gibt es berechtigte Aussichten, auch mit den Stammzellen erwachsener Menschen bald ähnliche Resultate erzielen zu können, wie mit embryonalen Stammzellen.

Beim „therapeutischen Klonen“ wird die Entwicklung von Embryozellen in einem sehr frühen Stadium künstlich beeinflusst. Auf diese Weise versprechen sich die Mediziner, im Labor Nervenzellen, Hautgewebe oder gar ganze Spenderorgane züchten zu können. In Versuchen an Mäusen gelang es jüngst australischen Forschern erstmals, alle Schritte des therapeutischen Klonens umzusetzen.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, lehnt das therapeutische Klonen gar ganz ab. Der britische Vorstoß ließe zwei Dinge außer Acht. „Erstens: ob es überhaupt dazu kommt, dass das Klonen funktioniert. Und zweitens: der ethische Wert, der dem Klonen entgegensteht.“ Beim Klonen werde die Tötung des Menschen einkalkuliert. Nach ärztlicher Definition sei der Embryo ein Mensch – zwar in einem äußerst frühen Stadium, aber mit derselben Wertigkeit und Würde.

Die SPD-Vizeparteichefin Renate Schmidt forderte dagegen eine „schnelle“ Diskussion. Sonst bestehe die Gefahr, dass Deutschland „das Nachsehen hat“. Bei der Abwägung müssten auch die Leiden der Menschen, deren Erkrankung möglicherweise gelindert werden könne, berücksichtigt werden.

Auch die Vorsitzende der Enquetekommission „Recht und Ethik der modernen Medizin“, Margot von Renesse (SPD), wandte sich gegen „voreilige Verteufelung“ der neuen Technik. „Die Frage ist: Kann ich Zellen produzieren, die alles Mögliche können, aber mit Sicherheit nicht ein Mensch werden?“ Falls es eine solche Möglichkeit gebe, „dann sage ich aus voller Überzeugung Ja zur Stammzellenforschung“. Auch der FDPler Ulrich Heinrich will zunächst das Für und Wider abwägen.

Der SPD-Ethikexperte Wolfgang Wodarg lehnt die generelle Nutzung embryonaler Stammzellen ab. Ähnlich äußerte sich der CDU-Ethikexperte Hubert Hüppe. URB