Monster wirft Zwieback, Amis Körbe

Der Vizemeisters des US-College-Basketballs spielt im Sauerland gegen Hagen 91:112 und nur wenige gehen hin

KIRCHHUNDEM taz ■ „Die Zuschauer waren klasse“, lautete das Lob von Billy Donovan, Trainer der Florida Gators, nach seinem ersten Besuch im kleinen Luftkurort Kirchhundem. Er reiste mit dem College-Vizemeister ins Sauerländische. Wenn er auch nach der 91:112-Niederlage im Freundschaftsspiel gegen Brandt Hagen nicht mit der Leistung seines Teams zufrieden sein konnte, die gerade einmal 400 Zuschauer in der Hauptschulturnhalle „Altes Feld“ hatten es dem Coach angetan. Sonst pflegen die Gators vor 14.000 Fans zu spielen.

Der mäßige Besuch demonstriert das Dilemma, in dem sich der deutsche Basketball trotz propagierter Aufbruchstimmung und professionalisierten Strukturen immer noch befindet. Selbst bei der attraktiven Begegnung zwischen einem Bundesligisten, trainiert vom prominentesten deutschen Übungsleiter, Dirk Bauermann, und der Universität Florida, die in diesem Jahr erst im Finale des Collegeturniers „Final Four“ scheiterte, lässt sich eine kleine Sporthalle kaum füllen.

Dabei bewies der deutliche Erfolg der Hagener, wie sehr sich der deutsche Basketball spielerisch dem attraktiven, amerikanischen Modell angenähert hat. Bauermann, einst Trainer in Leverkusen und nach Stopps in Griechenland und Belgien wieder in die Bundesliga zurückgekehrt, hatte seine Mannschaft früh auf die aggressive Abwehrstrategie mit „Ganzfeldpresse“ der Collegeboys eingestellt. Und auch körperlich konnten die Hagener bei der kraftvollen und physischen Spielweise mithalten. „Der deutsche Basketball hat diesen Schritt gemacht“, sagte Bauermann. „Es wird professioneller trainiert und mehr Wert auf die Athletik gelegt“, sagte der erfolgreichste deutsche Vereinstrainer.

Die Gators waren zur Vorbereitung nach Europa gekommen. Also war das Spielniveau mit Abstimmungsproblemen und Abspielfehlern bei beiden Mannschaften nicht so hoch. Eines war aber schnell zu erkennen: Die in dieser Saison verkürzte Angriffszeit brachte ein sichtbar schnelleres Spiel beim Umschalten von Abwehr auf Angriff.

Für ebenso schnelle Ablenkung sorgten die Showeinlagen in den Spielpausen. Liebling der Zuschauer war Brandt Hagens blaues Maskottchen „Krümelmonster“. Das trug, reichlich Zwieback um sich werfend, zur Völkerverständigung mit den zwei Dutzend mitgereisten Fans aus Florida bei. In Sachen spektakulärer Spielweise wehrten sich die Amerikaner allerdings noch einmal erfolgreich gegen die Konkurrenz aus der Bundesliga. In der sonst eher unspektakulären Begegnung stopfte Hagens Thilo Klette den Ball erstmals im dritten Viertel durch den Ring.

Die Antwort der Florida Gators kam sofort. Aufbauspieler Justin Hamilton landete nach einem spektakulären Flug über und durch die Hagener Abwehr einen krachenden Dunking im Korb und erntete den begeisterten Applaus der Zuschauer. Die hatten als gute Gastgeber während des Spiels ihre Sympathien gleichmäßig auf beide Mannschaften verteilt.

„The crowd was great.“ Da hatte Billy Donovan eben einfach Recht. THORSTEN SCHABELON