Keine Freilassungen auf Jolo

Jetzt wird der schwarze Peter zwischen Tripolis, Manila und den Rebellen hin und her geschoben. Die Vermittler nehmen wieder Kontakt zu den Entführern auf

MANILA/TRIPOLIS afp ■ Nach dem unerwarteten Scheitern der Geiselfreilassung auf den Philippinen haben sich Vermittler, philippinische Regierung und Geiselnehmer am Wochenende gegenseitig die Schuld zugeschoben. Während libysche Unterhändler und die Muslim-Entführer der philippinischen Führung vorwarfen, einen Militärangriff zu planen, gab Manila den Geiselnehmern die Schuld am erneuten Scheitern.

Er sei enttäuscht, gebe sich aber nicht geschlagen, sagte der philippinische Chefunterhändler Roberto Aventajado am Sonntag. Er habe telefonisch von Rebellenführer Galib Andang erfahren, woran die Freilassung genau scheiterte. Einzelheiten könne er nicht nennen. Die Freilassung war am Samstag geplatzt, weil sich die Rebellen aus Angst vor einem Militärangriff weigerten, alle Geiseln auf einmal zu übergeben. Stattdessen hatten sie angeboten, zunächst nur zwei europäische Geiseln freizulassen. Der philippinische Präsident Joseph Estrada bestand jedoch darauf, dass alle 28 Geiseln gleichzeitig freikommen.

Von den in Tripolis wartenden Angehörigen und Regierungsvertretern packten gestern die meisten ihre Koffer. Der deutsche Gesandte Cornelius Sommer wurde von Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) zur Berichterstattung nach Berlin beordert. Nach Auskunft des Auswärtigen Amtes wurde der deutsche Botschafter in Libyen, Dietmar Greineder, aus seinem Urlaub nach Tripolis zurückberufen, um seine „guten Kontakte“ zu nutzen.

Am Samstag hatte Tripolis ultimativ mit dem Ende der Vermittlung gedroht. Falls es „innerhalb der kommenden 48 Stunden nicht eine positive und konkrete Entwicklung“ gebe, wollte die entscheidend an der Vermittlung beteiligte Stiftung eines Sohnes von Staatschef Muammar al-Gaddafi aus den Verhandlungen aussteigen.