Hüpfen und Springen

■ Gehört: Böse Worte beim Terremoto-Festival auf der Bahrenfelder Trabrennbahn

„Sind hier Mutter-F***, die ein f*** warmes Glas Milch oder einige f*** Cookies möchten?“, wollte Limp Bizkits Fred Durst wissen. Unentschlossenheit unter den im wahrsten Sinne des Wortes „jungen Hüpfern“: Milch und Cookies? Egal. „Nookie“ ertönt, und sie hüpfen weiter.

Und das ließ es sich gut beim „Terremoto“ auf der Trabrennbahn. Dennoch: Gerade mal 15.000 BesucherInnen zog das exquisite Line-Up an. Vielleicht lag es an der Unentschlossenheit des Events: ein einziger Sonntag konnte keine wirkliche Festival-Atmosphäre schaffen. Und 90 Mark Eintritt waren für so manchen aus der Kern-Zielgruppe der Schulabgänger ein Preis, für den man auch vier Tage beim „Hurricane“ hätte zelten können.

Was passierte auf den Bühnen? Zwei Gewinner standen auf der Mainstage: Dave Grohl grölte mit seinen Foo Fighters und rülpste munter ins Mikro. Der Zuschauer Sebastian wurde auf die Bühne geholt, nachdem er Grohl den Effenberg-Finger gezeigt hatte. „He is my f*** hero!“, tönte Ex-Nirvana-Drummer Grohl und ließ sich das ganze Konzert über von Sebastian besagten Finger zeigen. So einfach kann Rock sein.

Ein wahres Terremoto, ein Erdbeben, veranstalteten in der untergehenden Sonne Limp Bizkit. Sie waren laut und prollig und – banal gesagt – der vielleicht Live-Rock-Act derzeit: „We kick your f*** ass!“ Und alle Jungs im standesgemäßen Matsch vor der Bühne drehten ebenfalls ihre Kappen um, hüpften und suhlten sich zum House of Pain-Cover. Hier war der Druck – müde und ohne richtigen Biss wirkte dagegen Mascara-Hänfling Brian Molko von Placebo, lustig die Baywatch-Jungs von Blink182 mit ihrem Grinse-Fun-Punk.

Ein paar Meter weiter stand die Zeltbühne. Auch hier zwei ganz große Gewinner: Muse am Nachmittag, deren Sänger Matthew Bellamy jeden Radiohead-Lookalike-Contest bestanden hätte, während er seinen Psycho-Rock durchlitt. Krönender Abschluss, einmal abgesehen von Guano Apes-Frontkrähe Sandra, die sich zeitgleich auf der Mainstage mühte, war der sexy-funky-guy Beck Hansen. Er stolperte über seine Bühne, schwebte zwischen allen Stilen, rockte, punkte, spielte Beischlaf-Soul, der Prince erblassen ließe. Hinterher war klar: hier konnten sie noch was lernen, die „jungen Hüpfer“. Volker Peschel