Unverbindliche Preisempfehlung

Landesbetrieb Krankenhäuser legt Preisliste vor: Damit werden medizinische Leistungen erstmals vergleichbar  ■ Von Sandra Wilsdorf

Heinz Lohmann reibt sich die Hände. Der Vorstandssprecher des Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK) Hamburg wirkt, als sähe er vergnügt vor sich, wie Hamburgs Krankenhausmanager jetzt hektisch auf ihren Taschenrechnerm herumtippen – und erblassen. Denn nach eigenen Angaben hat der LBK bundesweit zum ersten Mal Preise für Leistungen in Krankenhäusern berechnet und damit transparent gemacht, was – so Lohmann – gar nicht alle transparent haben wollten.

Dabei ist herausgekommen, dass der LBK mit einem Vergleichspreis von knapp 4200 Mark pro Fall absoluter Bundesdurchschnitt ist. „Für eine Diskussion über hochpreisige Krankenhausleistungen gibt es bei uns im LBK Hamburg jetzt keine stichhaltigen Argumente mehr“, sagt Lohmann. Das sei das Ergebnis von fünf Jahren Reformen. „Obwohl wir 2600 Mitarbeiter weniger beschäftigen, behandeln wir deutlich mehr Patienten als noch vor fünf Jahren.

Der LBK rechnet versuchsweise schon heute mit dem System, das 2003 bundesweit in allen Krankenhäusern eingeführt werden soll: Die Krankenkassen werden dann beispielsweise für die Versorgung eines gesunden Neugeborenen nur noch einen Festbetrag von etwa 1000 Mark überweisen, egal, in welchem Krankenhaus das Kind geboren wird. Bisher verhandelt jedes Krankenhaus mit den Kassen und je nach Verhandlungsgeschick bekommt es mehr oder weniger. Deshalb kostet dieselbe Operation in einem Krankenhaus viel mehr als in einem anderen.

Auch andere Faktoren spielen für die Kosten eine Rolle: Das Neugeborene könnte in den Brutkasten müssen oder auf der Intensivstation behandelt werden. Schon liegt der Preis nicht mehr bei knapp 1000, sondern 142.000 Mark. „Man kann feststellen, dass diese Relation von 1:140 überall ähnlich ist“, sagt Lohmann.

Bisher hat man in Deutschland die Höhe der Kosten für Behandlung in Krankenhäusern durch die Zahl der Fälle geteilt. Heraus kam ein Durchschnittswert, der in Hamburg höher war als beispielsweise in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen. Das lag daran, dass dieser Durchschnittswert nicht berücksichtigt, ob es sich um eine komplizierte oder um eine einfache Operation handelt. Weil aber gerade aus dem Umland viele Patienten in die Spezialkliniken nach Hamburg kommen, muss der Durchschnittswert höher sein. Lohmann nennt diese Diskussion „Äpfel mit Birnen vergleichen“.

Das neue System funktioniert anders: Die Summe, die die Krankenkassen den Krankenhäusern überweisen, wird durch die Zahl der „gewichteten“ Fälle geteilt. Das heißt: Ausgehend von einem bestimmten Faktor wird jede Behandlung daran gemessen, ob sie teurer oder billiger ist. Auch Komplikationen fließen in die Preisgestaltung ein. So kostet ein neues Hüftgelenk normalerweise 14.300 Mark, treten Komplikationen auf, knapp das Doppelte.

Jedes Krankenhaus kann nun ausrechnen, ob es mit seinen Kosten über oder unter diesen Preisen liegt.