Wenn der Held Opfer wird

Gefährliche Zivilcourage: In Eckernförde wurde ein 33-Jähriger zusammengeschlagen, der zwei Türken vor deutschen Schlägern schützen wollte. Die Polizei rät, lieber professionelle Hilfe zu rufen

aus Hamburg ELKE SPANNER

„Wer nichts tut, macht mit“, hatte die Hamburger Polizei schon vor Monaten gegen die Wegschau-Mentalität bei Straftaten plakatiert. Aber was genau soll man eigentlich tun? Ein 33-jähriger Mann aus Eckernförde stellte sich am Wochenende sechs deutschen Jugendlichen in den Weg, die zwei türkische Männer mit Schlagwerkzeugen verfolgten – und wurde selbst von diesen zusammengeschlagen.

Gegen 4 Uhr am Sonntagmorgen flüchteten die beiden Türken vor ihren Angreifern auf das Gelände einer Tankstelle. Als der 33-Jährige sich den Jugendlichen entgegenstellte und mit Totschlägern malträtiert wurde, ließen die beiden Türken ihn allein und liefen davon. Mit Platzwunden am Kopf kam der Verletzte ins Krankenhaus. Nach der Wundversorgung konnte er wieder entlassen werden.

Laut Uwe Steinhagen, Dienststellenleiter der Polizei Eckernförde, kommen die Täter nicht aus dem rechten Milieu: „Wären die türkischen Männer Deutsche gewesen, wäre genau das Gleiche passiert.“ Doch als ausländerfeindlicher Übergriff stellte sich die Situation für den 33-Jährigen dar – der genau das tat, wozu die Bevölkerung derzeit aufgerufen zu sein scheint: Zivilcourage zeigen. Diese Aufforderung, so Ulrike Sweden von der Hamburger Polizei, ist keinesfalls als Appell zum tätlichen Einschreiten zu verstehen: „Sich in den Weg stellen heißt helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben.“

Sind Waffen im Spiel, rät Sweden, die Polizei anzurufen: „Am besten ist es, die Situation genau zu beobachten, um anschließend Täter und Fluchtweg beschreiben zu können.“ Im Vorfeld, wenn nur herumgepöbelt wird, sei es oft schon ausreichend, Öffentlichkeit herzustellen, indem man andere Passanten anspricht. Oft sei es leider so: „Je mehr Leute an einem Tatort sind, desto weniger wird geholfen.“ Zum einen, weil viele Umstehende sich darauf verlassen, dass jemand anderes einschreiten wird. Zum anderen, weil Passanten oft eine Situation für harmlos halten, eben weil sich niemand zum Handeln berufen fühlt. Wird ein Opfer verbal provoziert, sollte man diesem auch verbal zu Hilfe eilen – und dabei sachlich bleiben, rät Jutta Reinberger von der Opferhilfe Hamburg: „Man sollte den Täter siezen und selbst bei Pöbeleien höflich bleiben, um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen.“ Sie empfiehlt, sich die eigenen Grenzen zu überlegen, ehe man in eine prekäre Situation gerät.