U-Boot-Flotte schrumpft zusammen

Seit dem Ende des Sowjetreiches wird an allen Ecken gespart. Nicht mal Geld für Übungsfahrten ist da

OSLO taz ■ Der Mammutanteil der seit 1991 kräftig geschrumpften Verteidigungsausgaben Russlands ist nach Einschätzung westlicher Militäranalytiker in den letzten Jahren in die Flotte der Atom-U-Boote und atomar ausgerüsteten Militäreinheiten geflossen. Die Atom-U-Boote wurden in Folge der Einsparungen aus der Ostsee und dem Pazifik abgezogen und ganz auf das Nordmeer konzentriert.

Trotzdem hat Rußland mangels Geld die meisten U-Boote und Schiffe der Flotte und den Großteil der Luftwaffe im Militärdistrikt Nord eingemottet oder abgewrackt. Von 62 Atom-U-Booten mit strategischen Atomraketen, die die noch 1990 unter sowjetischer Flagge der gefahren sind, sind 21 übrig geblieben – darunter drei U-Boote der „Typhoon“-Klasse, des mit knapp 30.000 Bruttoregistertonnen größten U-Bootes der russischen Marine. Sie verfügen über 332 Atomraketen. Die „Kursk“ ist eines von zehn Booten der „Oscar-2“-Klasse. Bis auf die „Kursk“ sind alle noch im Dienst. Sie sind die modernsten U-Boote der russischen Marine, wurde aber schon zu Sowjetzeiten gebaut. Ihr strategischer Auftrag ist, zusammen mit 19 weiteren Atom-U-Booten älterer Bauart, die strategischen Atomwaffen-U-Boote vor gegnerischen Angriffen zu schützen.

Allen U-Booten und Schiffen der zusammengeschrumpften Flotte gemein ist, dass sie kaum noch auf Übungsfahrten gehen. Sie verlasssen nur noch selten das Gebiet der Barentssee und haben deshalb recht untrainierte Mannschaften. Für die Nordmeerflotte arbeiten rund 60.000 Soldaten. Etwa gleich viele sind es, die beim Heer und der Luftwaffe des Militärdistrikts Nord unter Vertrag stehen.

Von ihrer militärstrategischen Bedeutung her ordnet die Nato die Nordflotte und die zugehörige Luftwaffe trotz dieser Schwächen zwar als „schrumpfend, aber von wachsender Bedeutung insgesamt“ für das russische Militär ein, schreibt das norwegische Verteidigungsministerium in seinem letzten Jahresbericht „The Military Balance in Northern Europe“. Dies offenbar, weil sich der Rest der russischen Militärmacht in noch schlimmerem Zustand befindet.

Die USA versäumt dennoch nicht, jedes Flottenmanöver von eigenen Schiffen, U-Booten und Flugzeugen aus zu überwachen. Ein hochmodernes norwegisches Abhörschiff, die „Marjata“, lauscht beständig in der Barentssee und hielt sich auch beim „Kursk“-Untergang zusammen mit mindestens zwei US-Atom-U-Booten in unmittelbarer Nähe des Unglücksgebietes auf.

REINHARD WOLFF