BEK: English for Kita-Kids

■ Evangelische Kindertagesstätten führen den Englisch-Unterricht für Vorschulkinder ein / Schulen diskutieren weiter

Mit einem verschmitzten Lächeln greift Paul Lindsay in seinen bunten Koffer. Die Pressevertreter, die zu der Konferenz der Bremischen Evangelischen Kirche erschienen sind, recken die Hälse. „A bird“, ruft Lindsay, und hält einen rosa Stoffvogel in die Luft. „A bird – das müsst ihr jetzt wiederholen“, erklärt der irische Englischlehrer den verdutzten Anwesenden. Der Anweisung wird Folge geleistet und nur Minuten später wird das Ganze, von Lindsays Gitarrenrythmen begleitet, in Liedform wiederholt. Füße fangen an zu wippen. So will Lindsay auch vorgehen, wenn er im kommenden Kindergartenjahr den Vorschülern in evangelischen Tagesstätten die ersten Englisch-Stunden gibt. Das Projekt wurde gestern von Ilse Wehrmann, Vorsitzende der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, vorgestellt.

30 der 49 evangelischen Einrichtungen in Bremen nehmen den Englischunterricht im kommenden Kindergartenjahr fest in das Programm auf, die restlichen folgen bis spätestens zum nächsten Sommer. Die Leitung des Projektes und die Schulung der rund 50 neuen Mitarbeiter – alles Native-Speaker auf 630 Mark Basis – übernimmt dabei Paul Lindsay. 18 Mark müssen die Eltern pro Kind und Monat dafür zusätzlich auf den Tisch legen.

„Die Fähigkeit, neue Sprachen ohne Probleme aufzunehmen, nimmt mit dem Alter von sieben Jahren rapide ab“, erklärt Wehrmann. Jüngste Untersuchungen amerikanischer Hirnforscher haben sogar ergeben, dass entscheidende Funktionsfestlegungen für den Spracherwerb im Gehirn mit fünf, spätestens sechs Jahren abgeschlossen sind. Schon danach gibt es gewisse Grenzen der Sprachlernfähigkeit. Der reguläre Beginn mit dem Englisch-Unterricht im fünften Schuljahr sei daher viel zu spät, meint auch Wehrmann.

30 Minuten dauert der wöchentliche Unterricht für die Kindergartenkinder. Durch Singen, Malen und Spielen sollen die Kinder in den Tagesstätten früh und vor allem ohne steife Theorie an die Sprache herangeführt werden, um beim späteren Unterricht in der Schule gar nicht erst Hemmungen und Ängste aufzubauen. „Der Englischunterricht soll dann im Rahmen der verlässlichen Grundschule gleich in der ersten Klasse weitergeführt werden“, beschreibt Wehrmann.

Diese Aussage kann Rainer Gausepohl, Pressesprecher des Senators für Bildung, nicht bestätigen: „Natürlich gibt es bereits in einzelnen Grundschulen Englischangebote. Konkret ist aber nichts Flächendeckendes geplant.“ Dagegen spräche von einigen Seiten immer wieder das Argument, dass den Kindern zu früh zu viel zugemutet würde. „Allerdings wird darüber diskutiert“, beschreibt Gausepohl den Stand der Dinge im bremischen Schulsystem.

In den städtischen Kindergärten kann mit konkreten Maßnahmen in Sachen Fremdsprachen-Unterricht erst ab Ende des Jahres gerechnet werden. Heidrun Ide, Pressesprecherin der Senatorin für Soziales: „Wir müssen erst mal abchecken, wo die Interessen liegen. Dann gibt es wahrscheinlich auch Englisch-Angebote.“ Imke Gloyer