Kein Multiplex in Charlottenburg

Investor zieht Planung für Großkino am Bahnhof Zoo zurück. Stattdessen sollen ein Hotelneubau, Büros und Tagungszentrum neben dem Theater des Westens entstehen. Bezirk ist verärgert über den „Verlust“ für die Kinolandschaft in der westlichen City

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Der Kulturstandort City-West gerät gegenüber der neuen Mitte weiter in die Defensive. Anstelle des geplanten Multiplexkinos zwischen Bahnhof Zoo und dem Theater des Westens will der Investor auf dem Grundstück nun ein Hotel- und Bürogebäude errichten. Als Grund für die Alternative führt die Unternehmensgruppe Grunddesign/Rhombus die fehlende Wirtschaftlichkeit eines Großkinos an diesem Standort an. Das so genannte Overscreening durch den Bau mehrerer Multiplexe sowie die bestehende Kinolandschaft in der westlichen Innenstadt machen ein zusätzliches Filmtheater nicht rentabel, so der Investor. Der Bezirk Charlottenburg bedauert die Hotelpläne und fürchtet ein weiteres Abrutschen des traditionellen Kinostandortes gegenüber dem Potsdamer Platz.

Die Entscheidung, das Projekt zu kippen, kommt umso überraschender, hatte sich doch Grunddesign/Rhombus im vergangenen Jahr für den Kinobau stark engagiert – auch gegen den anfänglichen Widerstand des Bezirksamtes, das eine zu große Konkurrenz für die Filmtheater am Kurfürstendamm kritisierte.

Außerdem führten die Investoren einen Architektenwettbewerb durch, aus dem Benedict Tonon (Berlin) mit einem guten Entwurf als Sieger hervorging. Danach sollte das Mulitplex entlang der Gleistrasse in einem länglichen Baukörper untergebracht werden, der sich von der Hardenbergstraße bis hinüber zur Kantstraße erstreckte.

Von dem Entwurf sowie dem Archtiekten will Grunddesign/Rhombus jetzt nichts mehr wissen. Weder sei klar, ob für den Standort ein Betreiber gefunden werden könne, noch kalkulierbar, dass sich das Kinoprojekt überhaupt rechne. Stattdessen habe man den Architekten Steffen Lehmann beauftragt, ein Bürohaus, ein Hotel mit 330 Zimmern und ein Tagungszentrum zu errichten. Mit dem Baubeginn rechnen die Investoren im Frühjahr 2001.

Zugleich soll als Verbindung zwischen der Kant- und der Hardenbergstraße eine Passage angelegt werden, die als „Hotelgarten“, so Lehmann, genutzt werden könne. Lehmann: „Die City-West vedient gut durchgearbeitete Bauwerke, dazu leisten wir einen Beitrag.“ Genau daran hat das Bezirksamt seine Zweifel: Die neue Planung, sagte Charlottenburgs Baustadrätin Beate Profé (Grüne), „bedeutet nicht nur einenVerlust, da hier kein Kino entsteht, zu dem sich der Bezirk entschlossen hatte“. Vielmehr sei der neue Entwurf „nicht gerade der wahre Renner“, der im Unterschied zu Tonons „gelungener Planung“ abfalle.

Besonders kritisierte die Baustadrätin, dass durch die Nutzung der Passage als Hotelvorplatz und zugleich Anlieferzone die Planung den geforderten öffentlichen Charakter einbüße. Darum habe das Bezirksamt noch keine endgültige Entscheidung über das Projekt getroffen. Vielmehr müsse dieses erst noch überarbeitet „und in wichtigen Details“ korrigiert werden, so Profé. Grundsätzlich könne die neue Planung aber baurechtlich nicht gekippt werden.