schnittplatz
: Sizilien ist überall

Jetzt ziehen sie wieder in den Kampf, die Helden von „Allein gegen die Mafia“. Zwar ist gerade mal die erste Klappe zur zehnten Staffel gefallen, doch sorgen sich schon einige, die Zuschauer könnten Fiktion und Fakten durcheinanderbringen. Schließlich treibt in „Allein gegen die Mafia“ der Banker Tano Cariddi sein Unwesen und erinnert dabei allzu sehr an echte Finanzhaie aus der jüngeren italienischen Vergangenheit.

An Michele Sindona zum Beispiel. Der durfte sich von Giulio Andreotti als „Retter der Lira“ feiern lassen, ehe er lebenslänglich bekam – als Auftraggeber eines Mordes. Sindona redet nicht mehr (ein Strychnin-Espresso sorgte für finale Haftunterbrechung), doch sein TV-Pendant kann den Mund nicht halten. In einem Interview erklärte Remo Girone (er gibt den Tano Cariddi), „Allein gegen die Mafia“ stehe auf Seiten der Staatsanwälte, die sich nach den „Freisprüchen in einigen Prozessen“ (lies: Andreotti) einer medialen Hexenjagd ausgesetzt sahen. Deshalb passe die Serie einigen Leuten nicht, zum Beispiel Berlusconi und der Rechten. Kaum war das Interview raus, kamen die Breitseiten. Ein linkes Machwerk sei „Allein gegen die Mafia“, befand die postfaschistische Alleanza Nazionale. Noch eins drauf setzte der Forza-Italia-Fraktionsvorsitzende im Senat, der Sizilianer Enrico La Loggia. Auf keinen Fall dürfe „Allein gegen die Mafia“ im nächsten Januar laufen, „mitten im Wahlkampf“ für den im April anstehenden nationalen Urnengang. Und überhaupt: „Die Nase voll“ hat La Loggia vom negativen Bild Siziliens, das in der Fernsehserie vermittelt werde. Die Mafiosi seien doch nur tausend, die Sizilianer dagegen fünf Millionen, da könne man sich doch Sizilien-Filmchen „mit positiver Botschaft“ wünschen. Von wenigstens einem anderen prominenten Sizilianer dürfte „Think-positive“-La Loggia der Zuspruch sicher sein. „Kommunistischer Kram, gedreht, um kommunistische Richter zu verteidigen und das Ansehen unseres Landes in der Welt zu schädigen“ – so beschwerte sich schon vor Jahren Totò Riina, der Boss der Bosse, über „Allein gegen die Mafia“. MICHAEL BRAUN