Mehr als eine Hommage

■ Das Septeto Santiaguero gastiert in Hamburgs kubanischer Vertretung, der Fabrik, unterziehen den Son aber einem Facelifting Von Knut Henkel

Klingen wie der Buena Vista Social Club will das Septeto Santiaguero beileibe nicht, und mehr Drive als jene alten Herrschaften hat die Nachwuchscombo aus Santiago de Cuba allemal. Gleichwohl legen die Musiker um Bandleader und Tres-Spieler Fernando Dewar Wert auf ihre Roots – und die liegen zweifelsfrei im kubanischen Son. Allerdings haben sie den Evergreens von Miguel Matamoros, Ñico Saquito und Co. einem Facelifting unterzogen und sie zeitgemäß interpretiert und arrangiert, wobei hier und da auch schon mal ein Takt schneller gespielt wird.

Bei „La Bomba Lacrimosa“ – „Die Tränengasgranate“ –, einem weniger bekannten Son von Miguel Matamoros, wurden Polizeisirenen, Schüsse, Detonationen und Hubschrauberlärm untergelegt, womit sich das Septeto bei klassischen Elementen des US-Gangsta-Rap bediente. Für die sieben Musiker des Septeto kein Problem, denn Berüh-rungsängste mit anderen Genres haben sie nicht, solange der Anspruch gewahrt ist, Son, Guaracha und Bolero im modernen Kleid zu spielen. Der Weiterentwicklung der traditionellen kubanischen Musik haben sich die Musiker verschrieben und dabei nutzen sie die Möglichkeiten moderner Aufnahmetechnik. Wir leben nicht in den fünfziger Jahren und der Sound der fünfziger ist für uns passé, ist die Devise der Band.

Gleichwohl haben sie für ihre erste Platte mit Demetrio Muñizicanas Orchesters, einen Altmeister ins Studio geholt. Er produzierte das Album und stand den Musikern mit so manchem Tipp zur Seite. Auf Muñiz' Unterstützung verzichtete das Septeto hingegen beim aktuellen Album La Pulidora – Die Bohnermaschine. Trotzdem ist darauf eine interessante Mischung aus alt und neu zustandegekommen. So erwies der musikalische Nachwuchs Santiagos einer gerade verstorbenen Legende der Stadt, Marcelino „Rapindey“ Guerra, die letzte Ehre. Die Musiker überredeten dessen Witwe, ihnen ein Tape mit seinen letzten Aufnahmen zu überlassen, suchten sich „Me voy a las dos“ aus und spielten es mit der Originalstimme Rapindeys neu ein. Bei der Auswahl der Stü-cke gingen die Musiker hingegen neue Wege. Neben einigen alten Nummern im frischen Gewand, wie dem Klassiker „La Ratonera“ von Ñico Saquito, finden sich neue Stücke aus der Feder bisher weitgehend unbekannter Songwriter wie Rafael Clemente und Méndez Cominches. So stammt das Titelstück der CD, ein Son über eine Tänzerin, die einen ganzen Ballsaal animiert, es ihr gleichzutun, aus der Feder Cominches. Nach dem Tanzvergnügen glänzt das Parkett des Saales dann wie frisch gebohnert – das könnte auch der Fabrik blühen, bisweilen die hiesige Vertretung von Son, Guaracha und Bolero.

Di, 21 Uhr, Fabrik