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Nicht in die Suppe spucken

Die HWW stellen Wassermuseum fertig: Wasser, Natur und Mensch hängen zusammen. Bei Lindley trank man noch Elbwasser  ■ Von Henrik Gast

Dass Tag und Nacht sauberes Wasser aus dem Wasserhahn fließt, ist für Hamburger selbstverständlich. Niemand wundert sich darüber. Für die Hamburger Wasserwerke (HWW) ist das hingegen gar nicht selbstverständlich, sondern Arbeit. Mit dem Museum WasserForum wollen sie das Bewusstsein dafür wecken. Gestern eröffneten die HWW den letzten Teil des Museums in Rothenburgsort. Er befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen Umwelt, Wasser und Mensch. Die beiden anderen Teile des Museums zeigen schon seit vier und zwei Jahren die historische und moderne Wasserversorgung.

In dem neuen Raum werden die Besucher in Wasserkreisläufe eingewiesen und bekommen grundlegende Informationen: „Viele Hamburger denken, sie trinken Wasser aus der Elbe und wissen nicht, dass es aus dem Grundwasser kommt“, sagt Mikrobiologe Joris von Assche. Die Elbe sei nämlich zu schmutzig.

Im Museum erklären Schautafeln, wo die Hamburger Wasserwerke liegen und welche Schutzgebiete ihnen zugewiesen sind. Auch der Aufbau des Bodens wird erläutert. „Das Grundwasser in Hamburg ist auch deswegen so sauber, weil es sehr tief liegt und der Boden den Schmutz herausfiltert“, sagt Jörg Grossmann von den HWW. Die Besucher können sich auf Tafeln ansehen, welche Gesteins- und Bodenschichten gerade unter ihren Füßen liegen und ihren Waschlappen vor Schadstoffen schützen.

Dem Problem Wasserverschmutzung räumen die HWW besonderen Raum ein: Die Ladefläche eines Pick-ups ragt aus der Wand - beladen mit allem, was das Wasser gefährdet: Farbreste, Medikamente, Batterien und Lacke. Wer das mit dem Abwasser entsorge, „spuckt kräftig in die Suppe, die er täglich löffelt“, behauptet eine Informationstafel. Durch den Stoffkreislauf komme alles zurück zum Verschmutzer. Und auch zu allen anderen.

Damit vor allem Kindern bewusst wird, wie wertvoll sauberes Wasser ist, haben die HWW ein Labor für Schulklassen eingerichtet. Dort untersuchen sie Wasser auf ph-Wert und Eisengehalt. Mit dem Mikroskop forschen die Kinder nach Bakterien und anderen Kleinstlebewesen. Verwendet wird dafür nicht das Trinkwasser, sondern Regen- oder Teichwasser. „Im Trinkwasser der HWW sind zu wenig Bakterien“, sagt Mirkrobiologe Joris von Assche.

Darüber hinaus zeigt die Ausstellung das Leben von William Lindley. Er plante nach dem Brand 1842 die erste öffentliche Wasserversorgung in Hamburg. Sein Sys-tem ließ damals noch Elbwasser in die Hamburger Haushalte fließen, das mit den Jahren und der einsetzenden Industrialisierung allerdings immer schmutziger wurde. Nach der Cholera-Epidemie 1892 wurde Anfang des 20. Jahrhunderts Grundwasser verwendet. Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) sagt mit Blick auf die Wasserqualität der Elbe: „Vielleicht können wir irgendwann wieder Elbwasser nehmen. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg.“

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