Rechte Hochburg Hamburg

Bundesweite Neonazi-Kamgagne zum Todestag von Rudolf Heß wurde aus Hamburg gelenkt. Altonaer Druckerei lieferte Plakate aus  ■ Von Peter Müller

Die bundesweite Kampagne zum 13. Todestag des Hitlerstellvertreters Rudolf Heß ist in Hamburg organisiert worden. Das haben Recherchen der taz hamburg ergeben. So sitzen nicht nur die ideologischen Drahtzieher vom „Akti-onsbüro Norddeutschand“ der Neonazis Christian Worch und Thomans Wulff in Hamburg, sondern auch die logistische Infrastruktur befindet sich in der Hansestadt. Tausende Plakate und Aufkleber, die in ganz Deutschland von Neonazis verklebt worden sind, sind in einer der taz hamburg bekannten Druckerei im Stadtteil Altona hergestellt worden.

Wenn bundesdeutsche Politiker den Finger heben und auf Hamburg als „Hochburg rechter Gewalt“ zeigen, schüttelt Innensenator Harmuth Wrocklage gern den Kopf. So auch als Hartmut Bosch, Staatssekretär des Innenministeriums von Mecklenburg-Vorpommern rechte Organisationen aus Hamburg für flächendeckende Plakaktionen verantwortlich machte. Im Mecklenburg waren vorige Woche tausende Heß-Plakate verklebt worden. „Das waren keine Aktionen lokaler Gruppen hier im Land“, sagte Bosch.

Über diese These zeigt Hamburgs Verfassungsschutzchef Reinhard Wagner sich gegenüber der taz hamburg „überrascht“. „Das sehe ich nicht so wie Mecklenburg“, sagt Wagner. Zwar seien die Plakate über das Aktionsbüro – „büro widerstand.com“ – abzufordern gewesen, von einer „gezielten Steuerung“ der Heßkampagne durch Worch, Wulff & Co sowie den Aktivisten des verbotenen „Hamburger Sturm“ möchte Wagner aber nicht reden. „Das Aktionsbüro ist nur ein Koordinierungsbüro.“

Dem Verfassungsschutz lägen zwar Erkenntnisse vor, dass der Auftrag zum Druck der Heß-Plakate aus Hamburg komme, dass die Plakate aber auch hier gedruckt worden sind, verneinte Wagner anfangs. Erst auf konkreten Vorhalt wurde er zurückhaltend: „Ich möchte mich dazu nicht äußern.“

Ewartungsgemäß hält sich auch die entsprechende Druckerei bedeckt: „Das kann ich ihnen nicht sagen, wir drucken so viel“, so ein Teilhaber. Und: „Das ist doch aber auch nicht strafbar.“ Fest steht jedenfalls, dass die Plakate Anfang Juli von dort ausgeliefert wurden.

Mecklenburg bleibt indes bei seiner Einschätzung. „Wir haben Erkenntnisse verschiedenster Art“, so Innenminsteriumsprecherin Marion Ehlers gestern. Das sieht auch ihr Kollege Christian Lorenz so: „Der Anmelder des Heß-Aufmarsches in Rostock, der auch beim Plakatieren erwischt worden ist, kommt aus dem Hamburger Umkreis.“ Lorenz verweist zudem auf die Verzahnung. „Es gibt enge Verflechtungen zwischen der Szene in Grevesmühlen, Ludwigslust und Boizenburg und den Freien Nationalisten in Hamburg.“ Und dem kann VS-Chef Wagner dann wieder zustimmen: „Natürlich sind die personell eng verzahnt.“