Keineswegs eigene Gesetze

■ Auch beim DFB-Pokal gewinnt derjenige, der mehr Tore erzielt. Eine Chancenabschätzung

Der DFB-Pokal hat keineswegs seine eigenen Gesetze. Wer mehr Tore schießt gewinnt und kommt eine Runde weiter, Abseits ist wenn der Schiedsrichter pfeift und die Würde des Menschen bleibt unantastbar. Allein ein Unentschieden ist im Vereinswettbewerb des deutschen Fußballbundes nicht vorgesehen. Das allein genügt aber nicht, der Legislative erhöhten Arbeitsaufwand zu unterstellen.

Vielleicht ist der Spruch mit den eigenen Gesetzen aber auch eher metaphorisch zu verstehen. Ebenso wie: „Die Kleinen wollen den Großen ein Bein stellen.“ Tun sie dann meist auch. Übertriebene Härte setzt sich manchmal gegen schlampige Überheblichkeit durch. Gewinnen überraschenderweise aufgrund dieses Mittels sogenannte Amateurteams spricht man von „Schneid abkaufen“. Nur: Wo findet man in der Regionalliga eigentlich noch richtige Amateure?

Vielleicht in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein. Dort spielt der TuS Dassendorf, der morgen (14.30 Uhr) in der 1. Runde des DFB-Pokals die SpVgg Unterhaching erwartet. Als Gewinner des diesjährigen Hamburger Toto-Pokals durch ein 5:1 über den SV Börnsen qualifizierte sich die Elf von Trainer Peter Martens diretissima für den bei Bundesligisten meist unbeliebten Wettbewerb.

So richtig zufrieden waren die Dassendorfer mit der Auslosung nicht. „Es lagen sicherlich noch attraktivere Gegner im Lostopf“, mäkelt Martens an Unterhaching herum, um sofort die positiven Seiten zu sehen: „Aber auch welche, gegen die wir weniger Chancen gehabt hätten.“ Die Historie spricht aber gegen ein Sieg der Schleswig-Holsteiner. Seit 1991 hat kein Toto-Pokal-Sieger die erste Runde überstanden. Dass es dieses Mal anders kommt, dafür soll der prominentes-te Neuzugang sorgen. Der Stürmer Jürgen Degen spielte immerhin schon als Profi beim 1. FC Kaiserslautern.

Auch der FC St. Pauli war in den vergangenen Jahren meist nicht sonderlich erfolgreich im DFB-Pokal. Dieses Jahr aber haben die Millerntor-Kicker berechtigte Hoffnung, die erste Runde zu überstehen. Schließlich handelt es sich bei den Amateuren von Bayer Leverkusen (heute, 19 Uhr) ebenfalls nur um einen Starter in der Oberliga. Ob den Braun-Weißen das hilft sei dahingestellt – traditionell tun sie sich gegen solche Gegner oft besonders schwer. Erschwerend kommt hinzu, dass Torschütze André Trulsen wegen einer Entzündung am linken Schienbein gegen den Bundesliga-Nachwuchs aussetzen muss. Tendentiell spricht aber einiges für: Weiterkommen.

Genauso wie beim Hamburger SV. Dem Jung-Championsligisten kommt entgegen, dass der FC Erzgebirge Aue unter der Woche erstmals in dieser Saison ein Pflichtspiel verlor. Gegen Uerdingen unterlag der südlichst verortete Teilnehmer der Regionalliga Nord nicht nur, sondern kassierte dazu auch noch das erste Gegentor in dieser Spielzeit. Wenn jetzt der Busfahrer des HSV den Weg findet, sollten am Sonntag (17 Uhr) die Rothosen sich für die zweite Pokalrunde qualifizieren.

Fehlt noch der VfB Lübeck: die Marzipanstädter sind ebenfalls am Sonntag (15 Uhr) chancenlos gegen Waldhof Mannheim. Der Zweitligist wird sich nach dem 0:5 bei St. Pauli nicht zweimal innerhalb einer Woche in Norddeutschland blamieren. Eberhard Spohd