Theater für die Unabhängigkeit

Kamerunische Theatergruppe macht auf Missstände in ihrem Heimatland aufmerksam

Afrikanische Gesänge, Trommeln und Rasseln dröhnen durch die Szenekneipe „Ex“ im Kreuzberger Mehringhof. Laut singend und tanzend springen die 20 Mitglieder der kamerunischen Theatergruppe „The Mountain Mourners“ auf die kleine Bühne. Ein ungewöhnlicher Theaterabend, mit dem die Gruppe auf ihre Situation in Kamerun aufmerksam machen will, beginnt.

„Unser Stück ‚The Second death and burial of Queen Victoria‘ handelt von der kulturellen und politischen Marginalisierung der Southern Cameroons“, sagt Fahnwi Lawrence, der Leiter der Gruppe. Die Southern Cameroons sind die englichsprachige Minderheit im Land. „Wir stellen etwa ein Fünftel der Bevölkerung.“ Seit der Unabhängigkeit Kameruns 1961 seien zwei der zehn Provinzen des zentralafrikanischen Landes englischsprachig. Als offizielle Landessprachen gelten zwar Englisch und Französisch, faktisch aber dominiert Französich. Die entscheidenden Ministerposten sind von frankophonen Politikern besetzt, von denen sich die englischsprachige Minderheit nicht repräsentiert fühlt. Der Nationalrat Südkameruns (SCNS) kämpft seit Jahren für die Unabhängigkeit der englischsprachigen Provinzen und wird vom kamerunischen Staat unterdrückt.

„Die Mountain Mourners stehen dem SCNS nahe“, sagt Lawrence und grenzt sich gleichzeitig von ihm ab: „Wir sind bereit für den unbewaffneten Kampf.“ Dem SCNS aber werden bewaffnete Aktionen vorgeworfen. Mitglieder sollen an Anschlägen unter anderem auf drei Polizisten beteiligt gewesen sein. Im März 1997 kamen bei bewaffneten Anschlägen in der Nordwest-Provinz zehn Menschen ums Leben. In den Jahresberichten der vergangenen fünf Jahre berichtet amnesty international von Folter und menschenunwürdigen Bedingungen in kamerunischen Gefängnissen. Lawrence: „Auf diese Missstände wollen wir aufmerksam machen.“

MAJA SCHUSTER

„The second death and burial of Queen Victoria“, Theater mit anschließender Diskussion (beides in englisch), heute um 20.30 Uhr im Ex im Mehringhof, Gneisenaustraße 2a