wachstumsphasen

Das Kind ist kein kleiner Erwachsener

In den ersten vier bis sechs Lebenswochen scheiden Säuglinge Medikamente extrem langsam aus, weil Leber und Nieren noch unreif sind. Der Wasseranteil im Körper ist hoch, der Fettgehalt gering. Immun- und Nervensystem sind noch nicht voll ausgebildet. Die haarfeinen Kapillargefäße im Zentralnervensystem sind durchlässiger als bei Erwachsenen, zentral wirksame Substanzen wie beispielsweise Morphine gelangen deshalb leichter ins Gehirn; dies kann schnell zu gefährlichen Überdosierungen führen. Weil die Haut besonders durchlässig ist, wirken Salben schneller und leichter.

Schon wenige Wochen später hat sich die Situation grundlegend gewandelt: Die Leber baut die Medikamente wirksamer ab, die Niere scheidet sie schneller aus ab als beim Erwachsenen. Kleinkinder brauchen oft eine größere Menge Arzneimittel pro Kilogramm, weil bei ihnen die Stoffwechselrate höher ist.

Bis zum zwölften Lebensjahr ist das Nervensystem empfindlich gegenüber neurologisch wirksamen Medikamenten. Sie können die Fähigkeit zu bestimmten Bewegungsabläufen beeinträchtigen. Im Jugendalter besteht die Gefahr, dass Arzneimittel die Aktivität und Entwicklung von Sexualhormonen stören.CLAUDIA BORCHARD-TUCH