„Gasausbruch groß!“

Immer wenns giftig wird: Deutschlands einzige Öko-Feuerwehr residiert in Wilhelmsburg – in der Nähe des Hafens  ■ Von Kai von Appen

Sie existiert seit nahezu 15 Jahren, dennoch ist sie in Deutschland einzigartig: die „Technik und Umweltschutzwache 32“ der Feuerwehr in der Neuhöfer Brückenstraße in Wilhelmsburg. Immer wenn die „normale“ Feuerwehr bei Einsätzen mit giftigen Chemikalien oder Dämpfen zu tun hat, wenn Emissionsschutz gefordert ist, ist der Rat und Einsatz der Spezialis-ten gefragt. 75 Mann in drei Schichten sind rund um die Uhr im Einsatz, um Umweltschäden zu verhindern und Umweltverschmutzungen zu bekämpfen.

So wie vor wenigen Tagen. „Gasausbruch groß!“ war gemeldet worden, Mitarbeiter von „Hein Gas“ hatten bei Routinekontrollen in der Kanalisation Gasgeruch wahrgenommen und den Umweltzug alarmiert. „Wir haben dann gemessen: Ist die Explosionsgrenze erreicht? Und müssen wir Alarm geben?“, erläutert der Chef der Umweltwache, Wolfgang Meichßner. In diesem Fall gelang es schnell, die „Schadensstelle“ zu finden und abzudichten, „ohne dass etwas passiert ist“.

Dass die Feuerwache 32 im Wilhelmsburger Hafengebiet liegt, hat seinen guten Grund. Im Hamburger Hafen werden Jahr für Jahr 20 Millionen Tonnen gefährlicher Güter in Tanks oder Containern umgeschlagen. Von explosiven Stoffen, über giftige Gase bis hin zu ätzenden Chemikalen. Anfang des Monats war so ein „routinemäßiger“ Giftalarm. Die Wasserschutzpolizei hatte einen defekten Container entdeckt. „Die haben uns dann über Land zur Hilfe geholt“, berichtet Mechßner. Bei der Durchsuchung hätten dann seine Leute zwei defekte Fässer entdeckt, aus denen Ameisensäure leckte. „Wir haben die dann in Überfässer gesteckt und den Container gereinigt,“ fasst Meichßner den Einsatz zusammen.

Was für den Laien wie eine Kleinigkeit klingt, ist für die Männer der Ökofeuerwehr tatsächlich Schwerstarbeit. Zu solchen Einsätzen rückt der Umweltzug grundsätzlich mit schwerem Gerät und Messwagen aus. In den Rüst-Containern befindet sich neben spezieller Schutzkleidung und Ausrüstung auch eine „Dekontaminationseinheit“. Denn derartige Giftgaseinsätze können nur in „Chemieschutzanzügen“ durchgeführt werden. Und in den schweren Anzügen, die inklusive Pressluftflaschen 30 Kilogramm wiegen, kann nur bedächtig gearbeitet werden. Langsam tasten sich die Feuerwehrleute zu den lecken Fässern vor, um diese dann womöglich mit Kran oder Stapler zu bergen. Luft und Kraft in den Schutzanzügen reichten maximal 30 Minuten, so dass die Crew ständig ausgetauscht werden muss. „Der Einsatz hat über vier Stunden gedauert“, berichtet Meichßner.

Auch als im Harburger Hafen der Tanker „Lübbecke“ sank, waren die Leute der Ökofeuerwehr vor Ort: „Wir haben Sperren errichtet, damit sich der Ölfilm nicht weiter ausbreitet.“ Überhaupt ist die „32er Zug“ bei jedem Feuer dabei, wenn es um „Emmissionsschutz“ geht – selbst „wenn wir nur messen“.

Die Einrichtung der Umweltwache hat sich bewährt. Zwar gibt es auch in anderen Bundesländern Spezialfahrzeuge für Umwelteinsätze, doch die Bündelung von Material und Know-How ist einzigartig. „Es geht ja nicht nur um das Gerät“, sagt Meichßner, „sondern auch um das Anhäufen von Fachwissen zum Spezialisten – auch wenn wir weiterhin Feuerwehrmänner sind.“