Gartenhäuser in Reih & Glied

■ Bei den neuen Reihenhäusern in Bremen wird Uniformität angestrebt / „Es ist unser Ziel, dass sich nicht jeder in seiner Gartenlaube verwirklicht“

„Wir sind danach nicht gefragt worden“, sagt der stolze Hausbesitzer über den Gartenzaun in der Ollenhauerstraße. „Das Gartenhaus war im Paket einfach dabei.“ 315.000 Mark, je nach Grundstück etwas mehr, kostet ein Reihenhaus, wie es in Bremen derzeit auch an anderen Stellen entsteht. Mit dabei: Das Reihen-Gartenhaus. Die Chance, selbst zu entscheiden, was für ein Gartenhaus man haben und an welcher Stelle es stehen sollte, hat man als Käufer nicht. „Es besteht der Wunsch, ein möglichst einheitliches Gesamtbild zu bekommen“, begründet Thomas Groeneveld von der Baugesellschaft „Brebau“ diese Maßnahme (siehe Foto). Wenn jeder selbst entscheiden würde, welches Gartenhaus er haben will, dann gäbe es ein „kunterbuntes“ Bild, „das finden wir nicht gut“.

Im Unterschied zu Straßen mit älteren Bremer Reihenhäusern wirken Bremens Neubauzeilen öde. Aus Kostengründen, könnte man meinen, wird dieselbe architektonische Struktur genommen. Egal, in welches Haus in der Zeile man kommt: Vom Küchenherd bis zum Kabelfernseh-Anschluß steht alles an derselben Stelle.

Dass sogar die Gartenhäuser uniform sind, zeigt, dass es nicht um das Kosten-Argument geht. Im Gegenteil: Die Firma „Interhomes“ baut nicht uniforme Gartenhäuser, sondern überlässt das den Käufern. „Wir müssten es teurer machen“, erklärt Michael Marienfeld von „Interhomes“. Interhomes gibt fünf Jahre Garantie auf alles, und in den Baumärkten gibt es preiswerte Selbstbau-Gartenhäuser.

Interhomes ist aber auch nicht überzeugt von dem Einheits-Stil: „Manche mögen es mehr in Reih und Glied, aber manche mögen auch Individualität“, sagt Verkäufer Marienfeld. Wenn die Käufer einer Häuserzeile ein einheitliches Gartenhaus-Bild haben wollen, dann könnte sie das ja gemeinsam absprechen. „Diese Selbständigkeit sollte man ihnen lassen.“ Denn: „Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.“

Die Frage nach dem einheitlichen Stil hat in Bremen einen tiefgreifenden ideologischen Hintergrund. In den Anfängen des Arbeiterwohnungsbaus im vergangenen Jahrhundert gehörte es zum guten proletarischen Ton, den „Firlefanz“ des Kleinbürgertums abzulehnen. Der Architekt Manfred Wagner begründete damals: „Sollen wir uns dieser Gleichheit schämen? Wollen wir das Beglückende der sozialen Verbundenheit, dieser eisernen Schicksalsgemeinschaft nicht empfinden? So, wie die Industrie danach strebt, den Einzelbedarf zum Massenbedarf zusammenzufassen, so haben auch wir neue Gesetze der Gestaltung nach dem Rhythmus der Massen zu gestalten. Diese Masse, die wir heute in der Gestalt von Wohnhäusern zu formen haben, will ganz entkleidet sein von all dem aufgespeicherten leblosen dekorativen Reichtum.“

Der Geschmack beim Gartenhaus ist ein kleines Beispiel für den „leblosen dekorativen Reichtum“, das sieht man jedenfalls an höchster Stelle im Stadtplanungsamt heute noch so. „Es ist unser Ziel, dass sich nicht jeder in seiner Gartenlaube verwirklicht“, sagt Detlef Kniemeyer, Leiter des Planungsamtes, und freut sich über Baugesellschaften wie die Brebau, die einheitliche Gartenhäuser hinstellen. Im Bebauungsplan wird das jedoch nicht vorgeschrieben. K.W.