Endlager in Lothringen?

Deutsch-französische Demo gegen ein Versuchslabor, das ein Endlager werden könnte

BERLIN taz ■ Seit Anfang Juli halten AKW-GegnerInnen einen Acker nahe des kleinen lothringischen Dorfes Bure besetzt. Mit einer deutsch-französischen Großdemonstration soll die Aktion heute beendet werden. Der Grund für den Protest ist ein Versuchslabor, das die Nationale Agentur für radioaktive Abfälle (Andra) in 500 Meter Tiefe errichten wird. Damit will die Firma erkunden, ob der Boden sich für die Endlagerung von Atommüll eignet. Doch die UmweltschützerInnen befürchten, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden: „Mit dem Bau von Stollen und Schächten in 500 Metern wird ein Endlager für atomare Brennstoffe vorbereitet“, sagt die Präsidentin des französischen Bündnisses gegen atomare Endlager, Corinne Françoise.

In Frankreich, wo rund 70 Prozent des Stroms durch Atomkraft erzeugt werden, haben sich über die Jahre 120.000 Tonnen des strahlenden Mülls angesammelt. Über 30 geplante Endlagerstandorte mussten in den letzten Jahren nach Protesten von der Liste gestrichen werden.

Die politisch Verantwortlichen von Bure haben dem Bau des Labors bereits zugestimmt, und auch die grüne Umweltministerin Dominique Voynet hat die Anlage in Bure genehmigt. Die französische Anti-AKW-Bewegung aber hat sich auf die Fahnen geschrieben, ein Endlager in Bure zu verhindern. „Ohne Bure kann die Atomindustrie keine Entsorgung der Abfälle nachweisen. Damit stünde die Atomtechnologie auch in Frankreich auf dem Spiel“, erklärt Corinne Françoise. Und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei wichtig, denn ein Endlager in Bure könne ein deutsch-französisches werden. „Es hat sich mehrfach gezeigt, dass Projekte, die in Deutschland nicht durchsetzbar sind, exportiert werden“, begründet eine Demonstrantin aus Deutschland ihren Protest. Eine weitere deutsch-französische Anti-AKW-Aktion könnte eine gemeinsame Blockade der nächsten Castoren in Frankreich sein, die von Deutschland nach La Hague rollen. In der Vergangenheit allerdings vermissten die französischen UmweltschützerInnen häufig eine grenzüberschreitende Solidarität bei der Diskussion über die Zukunft des deutschen Atommülls im Zwischenlager La Hague.

PETER NOWAK