Universum mit Baustellen-Flair

■ Erste Führungen durch die Baustelle zeigen die Idee des Universums

Am 9. September soll das "Universum" feierlich der Öffentlichkeit übergeben werden, schon in diese Tagen werden erste Besuchergruppen durch den auftauchenden Wal geführt, der am Eingang zum Technologiepark an der Universität im flachen Wasser liegt. Noch wuseln die Arbeiter in allen vier Etagen herum, nur wenige der Ausstellungs-Gegenstände sind ganz fertig und die Video-Installationen laufen noch nicht, die Leitung des Universum bittet "aufgrund von Baulichen Verzögerungen" um Verständnis. Aber jeden Tag nimmt das Projekt mehr Gestalt an, und am Tag der Einweihung soll alles fertig sein, spätestens morgens um fünf Uhr. Dann nämlich hat sich Radio Bremen angesagt ... Aber der derzeitige Zustand lässt doch schon ein wenig ahnen, wie es denn aussehen soll. Fertig ist zum Beispiel das Wohnzimmer Marke 50er Jahre, in dem die Besucher sich gemütlich auf das Sofa setzen sollen – um dann von einem veritablen Erdbeben in Atem gehalten zu werden. Auch die Schaukel funktioniert schon, auf der zwei Besucher ihre Gleichgewichts-Sinne ausprobieren können. Fertig ist der "Taktildom", ein 50 Quadratmeter großer stockdunkler Raum, "Gäste mit Herz-Kreislauf-Problemen", werden gewarnt: Hier geht die Orientierung durch den Gesichtssinn vollkommen verloren, und der Besucher lernt seinen Tastsinn kennen – überlebensnotwendig, um aus der Dunkelheit irgendwie hinauszufinden. "Auf der Expedition Mensch entdecken sich die Besucher selbst, ist das Motto. Man kann auf dem Ruder-Heimtrainer sitzen und neben sich das Skelett bestaunen, das im selben Takt rudert - als Versinnbildlichung der komplizierten Bewegungen des Knochenbaus. Mit solch einfachen Mitteln aktiviert das Universum seine Besucher, der soll "selbst in die Rolle des Forschers schlüpfen" und am Ende erfüllt sein von Fragen. Man soll "die Welt mit neuen Augen sehen" lernen, den Schall des großen Gongs sinnlich spüren, vor allem in den Video-Exponaten aber auch Zusammenhänge erklärt bekommen. In einzelnen Fällen verweist das Universum auch auf Arbeiten der Bremer Universität. Da sind zum Beispiel die Salamander, an denen der Bremer Professor Roth die Darstellung des Visuellen im Gehirn untersucht hat. Die Meeresbiologen haben eine Reise in die Tiefsee per Video-Installation (und ordentlichem akustischen Gerumpel) zusammengestellt, faszinierende Bilder von Quallen, Plankton und einer 300 Grad heißen Quelle auf dem 2.500 Meter tiefen Meeresgrund. Die Exponate sind oft banal im Verhältnis zu dem, was auf den Computer-Bildschirmen zu erfahren sein soll. Etwa die "Gebärmutter", ein Tunnelsystem aus weichem Stoff mit Kuschel-Ecken, auf Videos wird die Entstehung des Menschen aus den ersten Stammzellen und auf einem – für Kinder unzugänglich hoch angebrachten –Bildschirm soll auch eine richtige Geburt zu sehen sein. Aber nicht nur die Emotionen sollen praktisch aktiviert werden. Da ist eine rotierende Scheibe, auf der die Besucher Räder aufsetzen sollen – und über die Gravitation und die Präzision staunen können, die zu sehr komplizierten Rotationsmustern führt. „Wir wollen die Besucher hungrig machen und nicht satt entlassen", sagen die Veranstalter, und mit einer Ahnung davon, wie viel Unbegreifliches Mensch, Erde und Kosmos vereinen. "15 Milliarden Jahre Universum - wie können wir uns das vorstellen?" sollen die Ausstellungsvideos fragen, wenn sie einmal laufen. Bis zum 9. September stehen noch drei Wochen Hektik und Arbeit an. K.W.