Keine Zwangsarbeit für Katholiken

■ Überprüfung ergab keine Hinweise: Vor 1945 nur sieben Gemeinden in Bremen

„Es gibt keine Hinweise darauf, dass die katholische Kirche in Bremen Zwangsarbeiter beschäftigt hat“, sagt deren Sprecher Wilhelm Tacke. Die Befragung von ZeitzeugInnen und die Recherche in Archiven hätten Derartiges nicht ergeben. Ein Einsatz von Zwangsarbeitern auf katholischen Friedhöfen wie in anderen Bistümern sei für Bremen nicht belegt – und ohnehin unwahrscheinlich. „Es gab zu der Zeit nur sieben katholische Gemeinden im stadtbremischen Gebiet und nur einen kleinen Friedhof in Blumenthal“, so Tacke. Zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg seien höchstens vier bis sieben Prozent der bremischen Bevökerung katholisch gewesen. Erst nach 1945 wuchs die katholische Minderheit durch den Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen.

Auch im katholischen Krankenhaus St. Josephstift ist Zwangsarbeit nicht dokumentiert. Nachdem die Klinik zu Beginn der 40er Jahre als Lazarett vereinnahmt wurde, waren PatientInnen ins (1975 abgerissene) Haus Reddersen nach Horn verlegt worden. Das war 1939 als Behinderteneinrichtung aufgelöst worden; weit über die Hälfe der ehemaligen „Redderssen-Kinder“ starb noch vor Kriegsende in anderen Einrichtungen – oft unter dubiosesten Umständen, oft völlig verwahrlost und unterernährt. Das Haus Reddersen wurde von Januar 1944 und Mai 1945 zum Krankenhaus für Fremdarbeiter, wie Gerda Engelbrecht in einem Buch über die Einrichtung schrieb. In 16 Monaten wurden dort 1.024 Personen aus 45 Zwangsarbeiterlagern rund um Bremen medizinisch betreut. Eine Zeitzeugin erinnerte sich an den „hoffnungslosen und völlig verängstigten Zustand“ der Patienten. Mehr ist nicht bekannt.

Was die Seelsorge an Zwangsarbeitern betrifft, liegen Tacke Berichte vor, wonach ein katholischer Priester in Hemelingen Ärger bekommen hatte, weil er sich um Zwangsarbeiter gekümmert und somit gegen die politischen Verbote verstoßen hatte. ede