Aussichten für Jekyll&Hyde unsicher wie die Expo

Wirtschaftssenator gibt 12 Millionen Mark „Darlehen“ für Jekyll&Hyde - ohne Rückzahlungs-Erwartung

Am Mittwoch sollen die Wirtschaftsförderausschüsse über neue Zuschüsse für das Bremer Musical Jekyll&Hyde beraten. Das Wirtschaftsressort legte dafür eine schonungslose Zwischenbilanz dieses Tourismus-Projektes vor.

Der Wirtschaftssenator geht so weit, seine eigenen Erfolgs-Berechnungen von 1996 für Jekyll& Hyde mit den Prognosen für die Expo zu vergleichen: „Die Expo ist ein Musterbeispiel dafür, welche Unsicherheiten für ein solches Projekt bestehen“, heißt es entschuldigend in dem Papier. Die Umbau-Kosten für das alte Zentralbad, die die staatliche HVG finanziert hat, waren mit 54 Millionen Mark umneun Millionen höher als geplant, wie jetzt erst bekannt gegeben worden ist. Da das Musical nicht im September 1998, sondern erst im Februar 1999 gestartet war, verpasste es das Weihnachtsgeschäft und fiel sofort ins Sommerloch 1999. „Die Hoffnungen, das Sommerloch 2000 durch Expo-Überschwapp-Effekte zu füllen, konnten nicht realisiert werden“, heißt es weiter. Die Auslastung lag 1999 bei 60,53 Prozent bezahlter Karten.

In diesem Jahr sackte die Auslastung der 1.450 Sitzplätze teilweise bis auf 35 Prozent ab. Diese Zahl gilt in dem Bericht der Wirtschaftsbehörde als „worst case“ für weitere Prognosen. Jede verkaufte Karte würde dann mit 23,50 Mark subventioniert. Das Wirtschaftsressort geht allerdings davon aus, dass die Besucherzahlen bis auf 490.000 pro Jahr ansteigen werden und die Subvention pro Karte dann nur 5,80 Mark betragen muss - kalkuliert allerdings bis zum Jahre 2018.

Aktuell geht es derzeit um eine „Liquiditätshilfe“ von 12 Millionen Mark, die nach den Angaben des Musical-Geschäftsführes bis zum Ende der Laufzeit von Jekyll&Hyde reichen soll. In dem Bericht der Wirtschaftsbehörde wird dagegen von „Rettungs- und Umstrukturierungshilfen“ geredet, deren Rückzahlung „nicht berücksichtigt“ wird in den Kalkulationen.

Bei den regionalwirtschaftlichen Effekten geht das Wirtschaftsressort davon aus, dass durch das Musical direkt 215 Arbeitsplätze geschaffen worden sind, indirekt insgesamt 659 Arbeitsplätze. 21 Prozent der Musical-Besucher übernachtet in Bremen, schätzen die Experten des Wirtschaftsressorts, und jeder Übernachtende gibt im Durchschnitt 133 Mark für seine Unterkunft, 75 Mark für Verpflegung, 110 Mark für sonstige Einkäufe, Transport, Sport und Freizeit-Aktivitäten aus. Der regionalwirtschaftliche „Gewinn“ ist, geht man nach diesen Zahlen, völlig unabhängig vom Erfolg des Musicals gegeben: Selbst im worst case würde, berechnet bis ins Jahr 2018, insgesamt 75 Millionen Mark Steuer-Einnahmen anfallen und „nur“ insgesamt 70 Millionen Mark Subventionen gegenüberstehen.

Die Bürgerschaftsabgeordneten der großen Koalition werden auf dieser Grundlage am Mittwoch voraussichtlich den aktuell erforderlichen 12 Millionen Mark staatlicher Hilfen und der Fortführung des Musicals zustimmen. „Für die große Koalition geht es darum, die eigene Haut zu retten“, stellte die grüne Oppositionspolitikerin Helga Trüpel auf Nachfrage fest. Jetzt wieder mit der Prognose steigender Besucherzahlen zu kommen, hält sie für „unrealistisch.“ Daher bleibe es „eine Umverteilungspolitik: Der Kulturetat wird gekürzt und das Musical bekommt die Millionen-Subventionen.“ K.W.