Telefon-Terror mal anders

Der Handballverein Seckbach macht gemeinsame Sache mit der Telekom

Das Telefon in meiner neuen Wohnung tutet und klingelt. Früher versetzte mich dieses Geräusch meist in freudige Erwartung, in letzter Zeit erfüllt es mich jedoch zunehmend mit Sorge. Und richtig:

„Guten Tag. Ich hätte für heute Abend um sieben gern einen Tisch für 10 Leute, Handballverein Seckbach“, schnarrt eine Herrenstimme mittleren Alters. „Alles klar. Geht in Ordnung. Kommt aber pünktlich“, entgegne ich. Diese Antwort ist immer noch die einfachste Möglichkeit, mit den Leuten fertig zu werden, die eigentlich das Restaurant „Akropolis“ zu sprechen wünschen. Jede andere Entgegnung zieht nur einen Schwall unerfreulicher Worte nach sich: „Hä? Da ist gar nicht das ‚Akropolis‘? Die Nummer steht aber so im Telefonbuch!“ – „Ich weiß, sie ist aber falsch.“ – „Ja, und wie ist die richtige Nummer?“ – „Keine Ahnung, sie steht ja falsch im Telefonbuch.“ Klack. Auflegen. Drei Sekunden später erneutes Klingeln. „Guten Tag, Handballverein Seckbach. Ich hätte gerne . . .“ – „Ich weiß, aber ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass . . .“ – „Da sind ja schon wieder Sie.“. . . Und so weiter und so fort. Mindestens einmal am Tag. Schön ist das nicht.

Noch schlimmer ist aber mein anderer Telefonanschluss, obwohl es ihn in Wirklichkeit gar nicht gibt und niemals gegeben hat. Verflucht seien alle Call-Center dieser Welt, besonders das der Telekom. Warum? Zum ersten Mal in meinem Leben will man mich verklagen – nur weil ich damals beim Einzug wegen des genauen Termins für den neuen Anschluss noch einmal anrufen sollte. So hatte es die Dame der Telekom nach Aufnahme meiner Personalien gesagt. Und so habe ich es gemacht.

Eine andere Dame wollte dann wieder meinen Namen und meine Adresse wissen. Man hörte das leise Klackern ihrer tippenden Finger. Alles ganz normal. Wegen des Termins für den neuen Anschluss solle ich noch einmal anrufen, sagte sie. „Moment mal! Wegen des Termins rufe ich doch jetzt an!“ – „Ach, Sie haben den neuen Anschluss schon beantragt?“ – „Habe ich doch gesagt!“ – „Ich habe gerade einen neuen Antrag eingegeben. Wie soll ich DAS denn jetzt wieder aus dem Computer kriegen?“ – „Weiß ich doch nicht.“ – „Äh, ja, der Techniker benachrichtigt Sie dann schriftlich wegen des Termins.“

Es kam dann auch tatsächlich kurze Zeit später ein Herr, der mir das Telefon mit der Akropolis-Nummer legte. Damit wäre fast alles in Ordnung gewesen, doch leider hatte die Dame der Telekom „DAS“ nie wieder aus ihrem Computer herausbekommen. Denn seitdem türmen sich die Mahnungen für einen zweiten, nicht existierenden Anschluss bei mir. Lachend werfe ich die ständigen Zahlungserinnerungen für das Lufttelefon in den Papierkorb. Abstellen wollten sie meine Fernsprechanlage, falls ich nicht langsam mit der Kohle rüberkäme, drohte man mir. Haha, sollen sie ruhig tun.

Seit zwei Monaten halten sie meinen imaginären Anschluss aus irgendeinem Grund nun für abgemeldet, wie mir schriftlich mitgeteilt wurde. Die Rechnung dafür (100,-DM) plus vier Mal Grundgebühr bleibe jedoch bestehen.

Gibt es für meinen Fall rein buchungstechnisch denn gar keine andere Lösung? Inzwischen kommt regelmäßig Post von einem Inkassounternehmen. Ich soll Einspruch einlegen oder zahlen. Weigere ich mich weiterhin, kann das mit Freiheitsentzug geahndet werden! Will ich das wirklich? Ein Rechtsanwalt des Inkassounternehmens hat mich heute früh angerufen – unter der Nummer, die auch der Handballverein so gerne benutzt –, um mir die Möglichkeit einer Ratenzahlung anzubieten, „damit die leidige Angelegenheit endlich aus der Welt geschafft wird“. Er habe nämlich mit der Technikerfirma gesprochen, die den Anschluss damals gelegt hat, was man daraus ersehen könne, dass es in ihrem digitalen Terminkalender so geschrieben steht. Und die ist bereit, das jederzeit vor Gericht auszusagen. „Aber darauf wol- len Sie es im eigenen Interesse doch sicher nicht ankommen lassen . . .“, brummte er.

Ich sollte das freundliche Ratenzahlungsangebot schnellstens annehmen – und dem „Akropolis“ meinen Zweitanschluss weiterverkaufen. Dann wüsste ich endlich die richtige Nummer! CLAUDIA RÖMER

Hinweis:„Ich habe gerade einen neuen Antrag eingegeben. Wie soll ich DAS denn jetzt wieder aus dem Computer kriegen?“