Folterknecht soll in Spanien vor Gericht

Spaniens Ermittlungsrichter Garzón verlangt von Mexiko die Auslieferung eines argentinischen Ex-Militärs

BERLIN taz ■ Nun sitzt er wirklich in Haft und wartet auf seine Auslieferung nach Spanien: Ricardo Miguel Cavallo, der ehemalige argentinische Folterknecht vom Rang eines Fregattenkapitäns, der am Donnerstag in Mexiko festgenommen wurde. Cavallo ist in Spanien wegen Folter, Terrorismus, Autodiebstahl und Dokumentenfälschung angeklagt – Ermittlungsrichter Baltasar Garzón, der auch schon den Fall Pinochet vorbereitet hatte, verlangt die Auslieferung Cavallos.

Zu Zeiten der argentinischen Militärdiktatur (1976-83) war Cavallo in der berüchtigten „Mechanikerschule der Marine“ (ESMA) tätig, einem der größten geheimen Haft- und Folterzentren der Diktatur. Er soll nicht nur an Folter und Mord direkt beteiligt gewesen sein, sondern sich auch um die Vermögenswerte der Ermordeten gekümmert haben. Deren Autos etwa nutzten die „Arbeitsgruppen“ (grupos de tarea) der ESMA, um einen eigenen, geheimen zivilen Fahrzeugpark aufzubauen. Etliche Offiziere sollen sich an den geraubten Werten persönlich bereichert haben. So vermutlich auch Ricardo Miguel Cavallo, der in Mexiko unter dem Vornamen Miguel Ángel registriert war. 1999 war er dort Direktor des Nationalen Kraftfahrzeugregisters geworden, nachdem seine Firma „Talsud“ den Zuschlag für die Erstellung eines solchen Registers bekommen hatte – ohnehin zum Ärger vieler MexikanerInnen, die eine solche Zwangsregistrierung rundherum ablehnen. Der Stuhl des verantwortlichen mexikanischen Wirtschaftsministers Herminio Blanco wackelt. Cavallo war festgenommen worden, nachdem die mexikanische Zeitung Reforma ehemalige ESMA-Gefangene zitiert hatte, die in dem auf zahlreichen Fotos in der mexikanischen Presse abgebildeten Cavallo ihren früheren Folterer wiedererkannt hatten.

Die Verbände der Mütter und Großmütter der Plaza de Mayo fordern die Auslieferung Cavallos nach Spanien. Die spanische Justiz hat jetzt 60 Tage Zeit, ausreichend Beweise beizubringen, um ihre Anschuldigungen zu untermauern, dann müssen die mexikanischen Gerichte entscheiden. BERND PICKERT