In die Wolle bekommen

Da wird gehandelt und gefeilscht, geboten oder nur beobachtet, vor allem aber gefachsimpelt: Der gestern angelaufene Husumer Schafmarkt mit seinen Prämierungen und Auktionen ist ein Spiegel der Situation der Schafhalter in Schleswig-Holstein. Und die bewerten Experten in diesem Jahr verhalten optimistisch: „Die Vorzeichen sind ganz positiv“, sagt der Geschäftsführer des Landesverbandes der schleswig-holsteinischen Schafzüchter, Hans Michow Schröder.

Weit mehr als 1000 Tiere der Rassen Blaukopf, Schwarzkopf, Weißkopf, Suffolk, ostfriesisches Milchschaf und Texel, die in Schleswig-Holstein am häufigsten vertreten sind, werden dort aufgetrieben. Geht es den Schafhaltern gut, sind sie dort auch bereit, „für einen Bock richtiges Geld auszugeben“, weiß Schröder.

Hoffnungen setzt der Verband auch auf die zu erwartenden Gäste aus anderen Bundesländern: Der Husumer Schafmarkt ist nach Angaben des veranstaltenden Verbandes der bundesweit größte, und die Schafzucht in Schleswig-Holstein genießt einen guten Ruf in Deutschland.

Der Jahrgang 2000 rechtfertige dieses Renommee, ist Schröder überzeugt. Denn die Qualität der Tiere sei sehr gut, das warme Frühjahr habe sich positiv ausgewirkt. Zudem liegt der Fleischpreis mit drei Mark pro Kilo zwar geringfügig, aber immerhin über dem Niveau des Vorjahres.

Für die Schafwolle, die sie nach der frühsommerlichen Schur ab Hof vermarkteten oder bei der vom Landesverband organisierten Annahmestelle anlieferten, bekamen die Schafhalter allerdings einen „beschämenden“ Preis, ärgert sich Schröder: Unter einer Mark für Ware von Kreuzungstieren, maximal 1,20 Mark für die „gute Eiderwolle“. Diese Erlöse decken vielfach nicht einmal die Kosten für die Schur. Aber der Wollmarkt ist nach Auskunft von Händlern seit Jahren weltweit am Boden, mit wenig Aussichten auf Besserung.

Heike Wells