Mandela rastet aus, Burunder lenken ein

Nachgeben in letzter Minute rettet Friedensabkommen für Burundi: 13 von 19 Parteien unterzeichnen den Vertrag

BERLIN taz ■ Am Schluss konnten Nelson Mandela und Bill Clinton doch noch zufrieden sein. Nachdem die Unterzeichnung eines Friedensabkommens für Burundi in der tansanischen Kleinstadt Arusha am Montagabend zunächst geplatzt war, weil die Koalition „G-10“ der kleineren Tutsi-Parteien ihre Unterschrift verweigerte, wurde die Form spät in der Nacht schließlich doch gewahrt. 13 der 19 Teilnehmer an den mehrjährigen Burundi-Gesprächen in Arusha unterzeichneten das Dokument, das sieben Jahre Krieg in Burundi zwischen Tutsi-dominierter Armee und Hutu-Rebellen beenden soll.

Mandela hatte sich zuvor in Anwesenheit der versammelten Politiker Burundis fürchterlich über die Tutsi-Gegner des Friedensabkommens aufgeregt. „Ich bezweifle, dass es irgendwo sonst auf der Welt solche Führer gibt“, schimpfte er und sagte, dass die Geldgeber des Friedensprozesses die Nase voll davon hätten, „ihre Ressourcen in ein bodenloses Loch zu gießen“.

Dann ergriff er Partei: Er äußerte Verständnis für die Haltung der beiden Hutu-Rebellengruppen, die sich an den Gesprächen nicht beteiligt hatten. „Ich glaube, dass die bewaffneten Gruppen das Recht haben, einen Waffenstillstand zu verweigern, bis der Friedensprozess unumkehrbar ist“, sagte Mandela. Ein Hauptkritikpunkt der Tutsi-Parteien ist, dass sie einen Vertrag unterzeichnen sollen, während die Rebellen weiterkämpfen.

Am Schluss unterzeichneten fünf der zehn Tutsi-Parteien das Abkommen doch, darunter die beiden wichtigsten, „Uprona“ und „Parena“. Möglicherweise haben sie damit eine Friedensdynamik in Gang gesetzt: Die größte Hutu-Rebellengruppe FDD (Kräfte zur Verteidigung der Demokratie) erklärte sich jetzt bereit, Gespräche über einen Waffenstillstand aufzunehmen.

Nun sind die südafrikanischen Vermittler optimistisch. „Kein Delegierter hat die Zeit gehabt, das Abkommen in seiner endgültigen Form komplett zu lesen“, merkte ein südafrikanischer Diplomat an. „Manche haben um Zeit gebeten, das Abkommen anzugucken, und wir sind zuversichtlich, dass noch mehr unterschreiben.“

Der Vertrag war von Mandela in den letzten Tagen noch verändert worden, um Bedenken der Tutsi-Parteien entgegenzukommen, aber das hatte man ihnen offenbar nicht gesagt. So wird Burundis zukünftige Armee je zur Hälfte aus Hutu und Tutsi bestehen – damit bekommt die gegenwärtige Regierungsarmee, in der viele Hutu in niederen Rängen dienen, ein Übergewicht gegenüber den fast ausschließlich aus Hutu bestehenden Rebellengruppen.

Laut Abkommen haben die burundischen Parteien nun 30 Tage Zeit, um die Zusammensetzung einer Übergangsregierung auszuhandeln. DOMINIC JOHNSON