Wirtschaft wächst

Hauptgründe für gestiegenes Bruttoinlandsprodukt: Die Exporte boomen, die Binnennachfrage nimmt zu

WIESBADEN rtr/taz ■ Die deutsche Wirtschaft ist auch im zweiten Quartal des Jahres 2000 stark gewachsen. Das teilte das Bundesamt für Statistik in Wiesbaden gestern mit. Die positive Entwicklung ist nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums vor allem dem Außenhandel zu verdanken: Der Anstieg der Exporte lag mit 12,5 Prozent deutlich über dem der Importe mit 9,4 Prozent. Offensichtlich hat der schwache Euro also auch sein Gutes. Eine wichtige Rolle spielte auch der private Konsum: Dieser nahm um 2,2 Prozent zu. Die Investitionen in die Ausrüstung der Unternehmen stiegen um mehr als acht Prozent.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm von April bis Juni gegenüber dem Zeitraum Januar bis März um 1,1 Prozent zu. Im diesem ersten Quartal war es nur um 0,8 Prozent gewachsen. Im Vergleich zum selben Zeitraum 1999 lag das BIP – also die Summe aller im Inland erwirtschafteten Güter und Dienstleistungen – um 3,1 Prozent höher. Im ersten Quartal waren es sogar 3,4 Prozent gewesen – allerdings fielen in diesen Zeitraum weniger Feiertage. Für das Gesamtjahr rechnet Finanzminister Hans Eichel (SPD) nun mit drei Prozent BIP-Wachstum.

Viele Analysten hatten mit solchen Zahlen gerechnet. Ralph Solveen, Volkswirt bei der Commerzbank: „Insgesamt zeigen die Daten, dass die deutsche Wirtschaft gut läuft.“ Das Finanzministerium in Berlin wies auf die positive Effekte für den Arbeitsmarkt hin: Die Zahl der Erwerbslosen sank im zweiten Quartal im Vorjahresvergleich um 4,5 Prozent auf 3,3 Millionen. Im Vergleich zum Vorjahr waren 1,9 Prozent mehr Personen erwerbstätig – das ist die stärkste Zunahme seit der Wiedervereinigung. Die Arbeitsproduktivität stieg im zweiten Quartal um 1,2 Prozent.

In Reaktion auf die guten Konjunkturdaten aus Deutschland festigte sich auch der Euro. Nachdem er im Handel in Fernost auf Kurse um 0,8980 Dollar abgerutscht war, stieg er gestern zwischenzeitlich bis auf 0,9022 Dollar. Analysten zufolge könnten die robusten Wachstumsdaten der Europäischen Zentralbank morgen die Entscheidung für eine Zinserhöhung erleichtern. KK