Drohungen gegen Geisel

USA wollen nicht mit der philippinischen Abu Sayyaf verhandeln. Sorgen um Marc Wallert

BERLIN rtr/dpa/taz ■ Südphilippinische Rebellen haben gestern ihre Drohung wiederholt, den am Montag auf die Insel Jolo entführten US-Bürger Jeffrey Craig Edwards Schilling zu ermorden. Ein Mann, der sich gegenüber einem lokalen Radiosender als Sprecher einer Gruppe der muslimischen Separatistenguerilla Abu Sayyaf ausgab, drohte mit der Köpfung des 24-jährigen Afroamerikaners, sollten die USA nicht drei verurteilte Muslim-Extremisten freilassen. Zugeich betonte der Anrufer aber die Verhandlungsbereitschaft der Entführer.

Zuvor hatte der Sprecher des US-Außenministeriums die Entführer aufgefordert, Schilling unverzüglich freizulassen. „Die USA verhandeln nicht mit Terroristen“, erklärte Außenamtssprecher Philip Reeker am Dienstag in Washington. Die USA führen Abu Sayyaf bereits seit 1996 in einer Liste internationaler Terrororganisationen.

Die philippinische Regierung erklärte sich gestern zur Vermittlung bereit. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Entführung Schillings die Regierung in Manila eher zu einem militärischen Vorgehen gegen Abu Sayyaf ermuntern könnte. Auch dürften sich Kritiker von Lösegeldzahlungen bestätigt fühlen. Eine militärische Eskalation könnte sich negativ auf das Schicksal der restlichen 16 Geiseln auswirken, zu denen auch der Deutsche Marc Wallert gehört. Seine Gruppe ist allerdings in der Hand einer anderen Abu-Sayyaf-Fraktion. Dies ist auch der Grund, warum Manilas Chefunterhändler Roberto Aventajado weiter von einer baldigen Freilassung von Marc Wallert und seinen Leidensgenossen ausgeht.

Unklar sind weiterhin die Umstände der Entführung Schillings. Nach Angaben seiner philippinischen Frau sei das Paar mehrfach von einem Verwandten zum Besuch des Rebellencamps in Jolo eingeladen worden. Schilling habe schließlich zugestimmt. Sie sei dann allein nach Zamboanga zurückgeschickt worden und habe erst hier von der Verschleppung ihres Mannes erfahren. Am Dienstag hatte Rebellensprecher Abu Sabaya erklärt, Schilling habe sich als Muslim ausgegeben und um einen Besuch des Rebellencamps gebeten. Dort habe man schnell gemerkt, dass er kein Muslim, sondern CIA-Agent sei.

Am Dienstagabend war der am Wochenende freigelassene Lehrer Werner Wallert nach über vier Monaten Geiselhaft in seine Heimatstadt Göttingen zurückgekehrt. Bundesaußenminister Joschka Fischer würdigte gestern die Rolle Libyens bei den Bemühungen um die Freilassung. HAN