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themenläden und andere clubsÜber notgeile Möchtegernprominenz sowie sonstige Schein- und Eisheilige

Lollo Langnese trifft Rezzo Schlauch

Wenn es einen Langnese-Erben gäbe, würde ich ihn heiraten, egal, wie er aussieht oder küsst, und mich Lollo Langnese nennen. Ernsthaft. Und auf zweifelhafte Witze im Zusammenhang mit meinem zukünftigen Namen und Eis- oder sonstigen Kugeln kann ich verzichten, vielen Dank.

So ein prominenter Name kann nämlich einiges bewirken. Wenn ich essen gehe und vorher einen Platz reserviere, mache ich mir manchmal den Spaß, einen Tisch für zwei Personen „auf den Namen Siebeck“ zu bestellen. Hihi. Wie die Kellner dann immer um mich herumzwitschern! Und sich gegenseitig zuflüstern: „Hättest du gedacht, dass der Siebeck so ein Penner ist? Und wer ist die Alte überhaupt, seine Putzfrau?“ Aber ich finde es nur gerecht, sich hin und wieder mit fremden Federn zu schmücken.

Das machen Prominente auch: Klaus Kinski hat zum Beispiel damals, als er noch ein unbekannter, kleiner, durchgeknallter, notgeiler Theaterschauspieler war, mal laut „Ich bin Kinski!!!“ geschrien, als er in Österreich in der Straßenbahn fast zusammengeschlagen wurde. Zu seinem Erstaunen hat ihn der Schläger sofort losgelassen und sich ehrfürchtig entfernt. Denn in Wien gibt es ein altes Adelsgeschlecht, die Kinskys, denen auch ein Fürstenpalais gleichen Namens gehört. Das steht übrigens in dem Buch von Klaus Kinski, in dem er mehr Frauen im biblischen Sinne erkennt, als andere Menschen in ihrem ganzes Leben überhaupt zu Gesicht bekommen.

Oh ja, rechte Angeber können sie schon sein, die Prominenten. Das meiste, was man über sie hört, ist bestimmt erstunken und erlogen. Apropos erstunken: Der extrem prominente George Clooney hat neulich gesagt, er habe Probleme, sich mit netten Damen zu unterhalten, weil die immer schon alles über ihn wüssten. Was wissen die bloß? Das Einzige, was ich über George Clooney weiß, ist, dass er mit einem Hängebauchschwein zusammenlebt. Wenn es wirklich nicht mehr über ihn zu wissen gibt als das, dann verzichte ich freiwillig. Obwohl wir am selben Tag Geburtstag haben (das weiß ich natürlich auch noch. Bei einem unbeliebtem Geburtsdatum wie meinem ist geteiltes Leid halbes Leid. Ich wette, ich würde auch nicht eine solche Astrologie- und Sternzeichen-Hasserin sein, wenn ich ein positiver besetztes Sternzeichen mitbekommen hätte als Stier. Löwe vielleicht oder Waage, die sollen ja so hübsch sein).

Ein Glück gibt es solche Hardcore-Prominenten in Berlin nicht. Bei uns steht nur immer Rezzo Schlauch in Ben Beckers Kneipe „Trompete“ und bastelt alle Frauen an, die zufällig ungefähr in die Richtung lächeln, in der er steht. Das habe ich schon erlebt! Ist aber weit, weit entfernt von der Kategorie „Party in Beverly Hills mit 73 gerade volljährig gewordenen Bikinimäusen, die um Mitternacht in den Pool fallen. Während oben, im weißen Salon, der geladene Senator von Texas gerade einen Herzinfarkt erleidet, Sie wissen schon, warum“. Eben diese „Carlitto’s way“-Partys. Bei uns dagegen trinkt Carolin Reiber höchstens mal einen Almdudler über den Durst und nestelt dann wild an ihrem Dirnd-Dekolleté. Oder Lou Bega verliert bei einer Viva- oder Fernsehpreis-Feier seinen Schülerausweis. Whow. Wenn’s hochkommt und die Prominentengazetten richtig Stoff brauchen, dann müssen sie etwas inszenieren, Herrn Juhnke freilassen etwa. Reibers Almdudler mit Absinth versetzen. Oder eine der von Rezzo angelächelten „Trompeten“-Besucherinnen für Geld zurücklächeln lassen. Wenn ich nicht einen guten Namen zu verlieren hätte, würde ich gerne die Inszenierung solcher Partyskandale übernehmen. LOLLO LANGNESE(geborene JENNI ZYLKA)

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