Somalias Warlords sind geschwächt

Der neu gewählte Präsident Hassan wird in Mogadischu begeistert empfangen. Kriegsherr Aideed will die Regierung nicht länger bekämpfen

NAIROBI taz ■ Der am Sonntag gewählte somalische Präsident Abdikassim Salad Hassan ist am Mittwoch in Modadischu eingetroffen. Während er ursprünglich für weitgehend machtlos gehalten wurde, scheint sich nun eine Dynamik zu entwickeln, die es ihm ermöglichen könnte, einen erfolgreichen Friedensprozess nach fast zehn Jahren Bürgerkrieg anzustoßen. Im gleichen Maß, wie die Menschen Hassans Ankunft in Mogadischu überschwenglich feierten, wurde die Machtlosigkeit der Kriegsherren in der Stadt offenbar.

Warlord Hussein Aideed, der ursprünglich die in Dschibuti gewählte Regierung mit allen Mitteln bekämpfen wollte, wurde gestern von der BBC mit den Worten zitiert, er werde keine Gewalt gegen die Verwaltung anwenden. Und auch die internationale Unterstützung, die Hassan so dringend benötigen wird, scheint sich inzwischen abzuzeichnen.

Hassans Besuch in Mogadischu war nicht öffentlich angekündigt und die Reaktion der Menschen deshalb um so überzeugender. Um die Demütigung für Aideed perfekt zu machen, landete der Tross des Präsidenten auf dem Balidogle-Flughafen, 100 km westlich der Hauptstadt, den Aideed für Auslandsreisen benutzt. Dem Konvoi nach Mogadischu schlossen sich nach Augenzeugenberichten auch Milizionäre der Mogadischu-Warlords an. Es zeichnet sich ab, dass die Warlords nicht mehr stark genug sein werden, um sich der Verwaltung entgegenzustellen. Sie konnten in den vergangenen Monaten ihre Milizionäre kaum mehr bezahlen. Einige von ihnen hatten deshalb kürzlich Aideeds Villa geplündert.

Hassans Konvoi vom Flughafen in die Stadt wurde von über 100 Technicals, Kastenwagen mit montierten Maschinengewehren, begleitet, die ihm von den Geschäftsleuten von Mogadischu zur Verfügung gestellt worden waren. Sein Auftritt vor mehr als 100.000 Menschen im großen Fussballstadion von Mogadischu wurde von den Milizen der Scharia-Gerichte beschützt. Zusammen haben die Geschäftsleute und die Scharia-Gerichte die größte Anzahl von Milizionären. Gemeinsam hatten sie in den vergangenen Monaten illegale Straßensperren beseitigt.

Hassan sagte vor der jubelnden Menge: „Zehn Jahre Morden und Plündern sind vorbei. Wir bringen euch eure Fahne, wir bringen das Parlament und den Präsidenten.“

Der Präsident hatte schon am Wochenanfang bekannt gegeben, dass Frankreich, das im Augenblick die EU-Präsidentschaft innehat, und die ehemalige Kolonialmacht Italien im Namen der EU dringende Hilfe für seine Regierung angekündigt hätten. Am Sonntag wird Hassan aller Voraussicht nach dann nach Saudi-Arabien reisen. Die Arabische Liga trifft sich am selben Tag in Kairo. Dort wolle er die Bitte um „eine Art Marshall-Plan“ für Somalia vorlegen. Danach wird der Präsident als offizieller Vertreter seines Landes zum Millenniums-Gipfel der UNO in New York erwartet. PETER BÖHM