Clinton wirbt für Plan Colombia

US-Präsident Clinton will in Kolumbien gegen den Drogenhandel zu Felde ziehen. Mit Yankee-Imperialismus habe das nichts zu tun, sagt der Gast an die Adresse seiner Kritiker gewandt. Aber 80 Prozent eines US-Hilfspakets fließen in Militärhilfe

von INGO MALCHER

Bei seinem achtstündigen Staatsbesuch in Kolumbien hat US-Präsident Bill Clinton am Mittwoch für den „Plan Colombia“ geworben, mit dem die Regierung in Bogotá dem Drogenhandel zu Leibe rücken will. Würde der Plan nicht umgesetzt, hätte dies zur Folge, dass sich der Drogenhandel in ganz Lateinamerika „wie ein Krebsgeschwür“ ausbreite, so Clinton. Auf einer Pressekonferenz in der Küstenstadt Cartagena sagte Clinton: „Ich möchte persönlich die Nachbarländer dazu auffordern, mit Nachdruck Präsident Pastrana und den Plan Colombia zu unterstützen.“

Im Vorfeld des Clinton-Besuches wurde das Anti-Drogen-Programm von einigen lateinamerikanischen Regierungen kritisiert. Die USA steuern zu dem Plan Colombia ein Hilfspaket in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar hinzu, rund 80 Prozent davon fließen in Militärhilfe.

Clintons kolumbianischer Amtskollege Andres Pastrana zeigte sich zufrieden mit der Unterstützung der USA. „Wir sind nicht mehr alleine im Kampf gegen den Drogenhandel“, sagte er. Pastrana zog eine Grenze der Zusammenarbeit beider Länder: „Solange ich Präsident bin, wird es keine ausländische Intervention in meinem Land geben.“ Aus der Sicht des US-Präsidenten lautete das so: „Es wird keine amerikanische Verwicklung in Kämpfe geben, weil sie (die Kolumbianer, d. Red.) es nicht wollen und wir es nicht wollen. Dies ist nicht Vietnam. Genauso wenig ist es Yankee-Imperialismus.“

Allerdings sieht der Plan Colombia 500 in Kolumbien stationierte US-amerikanische Militärberater vor. Hinzu kommen 300 private US-Militärberater, die nicht im Regierungsauftrag in Kolumbien tätig sind und somit auch an Kampfeinsätzen der Armee teilnehmen könnten. Schon jetzt trainieren in vielen Kasernen US-Militärausbilder die kolumbianischen Streitkräfte.

Während des Clinton-Besuches glich die Stadt Cartagena einer Festung. Nach Medienberichten waren 10.000 Sicherheitskräfte im Einsatz, ununterbrochen kreisten Helikopter über der Stadt, und vor der Küste waren mehrere Kriegsschiffe und U-Boote der Marine in permanenter Alarmbereitschaft. Laut Angaben der Tageszeitung El Tiempo entschärften Sicherheitsbehörden in Cartagena einen Sprengsatz und verhafteten zwei mutmaßliche Mitglieder der Farc-Guerilla.

Gegen den Clinton-Besuch gingen in 14 kolumbianischen Städten Gewerkschafter, Studenten und Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen auf die Straße. In Bogotá versammelten sich etwa 2.000 Demonstranten vor der schwer bewachten US-Botschaft. Sie zündeten US-Flaggen und eine Clinton-Puppe an. Bei Auseinandersetzungen kam ein Polizist ums Leben. Bereits am Dienstag hatte die Farc-Guerilla eine Großoffensive in mehreren Landesteilen gestartet, der laut Angaben der Sicherheitsbehörden bis Mittwochnacht 19 Menschen zum Opfer fielen.

Auf dem Gipfel der lateinamerikanischen Staatschefs, der am Donnerstag in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia begann, wurde der Plan Colombia prompt auf die Tagesordnung gehoben. Die Nachbarländer Kolumbiens fürchten, in den Konflikt des Landes mit hineingezogen zu werden, wenn dieser sich militärisch weiter verschärft. Brasilien hat bereits seine Grenztruppen zu Kolumbien verstärkt, da die Regierung damit rechnet, dass Kokabauern, Drogenmafia und die Guerilla grenzüberschreitend tätig werden könnten, wenn sich die Lage in Kolumbien zuspitzt.