piwik no script img

Gieriger Flughafen

Der Frankfurter Flughafen braucht plötzlich noch mehr Fläche

FRANKFURT taz ■ Harsche Worte: „Arglistige Täuschung“ und „unersättliche Gier“ nach immer neuen Flächen werfen Mediatoren, Bürgerinitiativen und Oppositionsparteien der Frankfurter Flughafen AG (FAG) und der hessischen Landesregierung seit gestern vor. Anlass ist eine im August vorgelegte Nachforderung der FAG. Sie brauche, hatte diese wissen lassen, außer den 244 Hektar Fläche für den Nordwest-Ausbau des Rhein-Main-Flughafens im Kelsterbacher Wald noch einmal zusätzliche 117, davon 97 Hektar Wald. Diese Flächen seien wegen der neuesten Prognosen zum steigenden Passagieraufkommen dringend erforderlich. Die Flughafenbetreiber sprechen davon, dass die Passagierzahlen von derzeit 49 Millionen auf rund 80 Millionen im Jahr 2015 stiegen.

Auf dem Gelände sollen Flugzeugwartungshallen, Werkstätten und Büros entstehen und Raum für Fracht- und Betriebsanlagen geschaffen werden. Allein die Lufthansa will eine Fläche von 60 Hektar für sich. Außerdem benötige die Flughafen AG für ein neues Terminal auf dem Gelände der ehemaligen US-Airbase im Süden eine Autobahnanbindung und 22.000 neue Parkplätze. Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück, es habe dies bisher verschwiegen. Es habe das Regierungspräsidium Mitte August über seine Pläne informiert: „Hier entstehen schon bald viele der im Mediationsverfahren angekündigten Arbeitsplätze.“ Zudem gehöre das neu beanspruchte Gelände außerhalb des Flughafenzaunes der FAG ohnehin bereits.

Ministerpräsident Roland Koch wies die Vorwürfe ebenfalls zurück und bezeichnete sie als „reine Verleumdung“. Er habe schon am 19. August während der Pressekonferenz zur Bekanntgabe der von der Landesregierung favorisierten Ausbaupläne bei Kelsterbach ausdrücklich darauf hingewiesen, dass „ungeachtet der Variantenfrage“ für eine neue Landebahn nordwestlich des Flughafens zusätzlicher Flächenbedarf zu erwarten sei. Nur genaue Zahlen hätten ihm zu dem Zeitpunkt nicht vorgelegen, hieß es dazu aus der hessischen Staatskanzlei. Die Umweltschutzverbände bezweifeln dies allerdings.

CDU-Abgeordnete warfen SPD und Grünen vor, entweder „Erinnerungs- oder Verständnisprobleme“ zu haben. Dies gilt seit gestern allerdings auch für Kochs Parteikollegin, die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth. Sie habe, ließ sie erklären, obwohl Aufsichtsratsmitglied der Flughafen AG, von deren Aufstockungsplänen auch nichts gewusst. HEIDE PLATEN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen