Neue große Energiefusion

Deutsche Eon und französische Suez Lyonnaise in schwierigen Verhandlungen über einen Aktientausch. Es entstünde Europas zweitgrößter Stromkonzern

BERLIN/DÜSSELDORF taz/ap ■ Deutschlands zweitgrößter Stromkonzern Eon und der französische Energieversorger Suez Lyonnaise des Eaux verhandeln über eine Fusion. Die Verhandlungen über den Zusammenschluss befänden sich bereits in der letzten Phase, berichtete die Financial Times Deutschland gestern. Beide Unternehmen hätten sich bereits auf die Struktur eines künftigen „Multi-Energie“-Großkonzerns geeinigt.

Eon meinte dazu nur: „Kein Kommentar.“ Ähnlich gesprächig war Suez in Paris, räumte aber ein, Eon sei auf der Liste möglicher Suez-Partner. Die Franzosen würden aber nicht akzeptieren, in einem neuen Konzern nur der Juniorpartner zu sein. Nach gegenwärtiger Marktkapitalisierung an den Börsen (35,4 Milliarden Euro für Suez, 42 Milliarden für Eon) würde Eon aber bei einer Fusion eine Mehrheit von etwa 54 Prozent am Unternehmen halten.

In den Augen von Branchenkennern brächte eine Fusion viele Probleme, jedoch nur geringe Synergien. Strittig dürfte der künftige Konzernsitz sein und wer den Chefposten einnimt. Suez-Vorstandschef Gérard Mestrallet hat den Vorteil, alleiniger Boss zu sein. Veba wird von einer Doppelspitze geleitet: von Klaus Hartmann und dem ehemaligen Viag-Chef Wilhelm Simson. Um politische Verwicklungen zu vermeiden, ist angeblich auch die Ansiedlung des neuen Konzerns in einem dritten Staat, etwa Belgien, im Gespräch.

Unter den europäischen Stromproduzenten würde der neue Konzern hinter der staatlichen französischen Electricité de France (EdF) auf Platz zwei vorrücken, noch vor dem italienischen Staatskonzern Enel. Eon war aus der Fusion der Veba/PreussenElektra und der Viag/Bayernwerk hervorgegangen und ist nach RWE/VEW Deutschlands zweitgrößter Stromkonzern. Gut 213.000 Angestellte erwirtschafteten im vergangenen Geschäftsjahren einen Jahresumsatz von über 72,4 Milliarden Euro.

Suez Lyonnaise ist selbst aus diversen Fusionen hervorgegangen und macht mit 217.000 Leuten einen Umsatz von 31,5 Milliarden Euro. Die Energiesparte besteht vor allem aus der großen belgischen Tochter Tractebel. Auch der größte Aktionär Electroffina sitzt in Belgien. Mit der Fusion würde erstmals ein deutscher Energiekonzern ein wirklich bedeutendes Standbein im Ausland haben. REM