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Aus zehn mach eins

Statt kleiner Schulen: Jetzt gibt es das Bildungszentrum für Gesundheitsberufe  ■ Von Sandra Wilsdorf

In einem Regal wohnen die Ohren. Riesige Ohren, in die man hineingucken und verschiedenfarbige Gänge erkennen kann. Daneben liegen die Kniegelenke, die Knochen und die Herzen. An der Wand stehen die Skelette, der Uterus einer Schwangeren ist verhüllt. Alles in dieser Kammer ist aus Plastik und dient dem Lernen. Es dient als Anschauungsmaterial für junge Menschen, die Krankenschwester oder -pfleger, Hebamme, Kinderkrankenpfleger oder -schwester werden möchten. Sie lernen ihren Beruf an den Krankenhäusern des Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK). Bis vor kurzem gab es dort neben der Praxis auch die Theorie – in zehn kleinen Schulen. Seit dem 1. Juli werden alle SchülerInnen gemeinsam am „Bildungszentrum für Gesundheitsberufe“ (BZG) im LBK Hamburg in der Eiffestraße unterrichtet.

Dort ist auf 4500 Quadratmetern Platz für 1200 Auszubildende. Es gibt 48 LehrerInnen, 22 Klassenräume, außerdem Demonstrations- und Übungsräume, eine Bibliothek, Aufenthaltszimmer und Teeküchen. Alles riecht nach neu, hier und da rennen noch Handwerker durchs Haus, die Teeküchen sind noch nicht in Betrieb und auch die Schülervertretung noch nicht.

Der LBK zahlt jedes Jahr eine Million Mark Miete für die dreieinhalb Stockwerke und spart dabei noch etwa eine Million Mark. Denn der LBK hätte die zehn kleinen Schulen für etwa 30 Millionen Mark renovieren müssen.

Mit den Räumen ändert sich auch die Ausbildung. Vorher hatte jedes Krankenhaus seinen eigenen Lehrplan, nun gibt es einen einheitlichen. Auch für die SchülerInnen ist alles neu: „Vorher haben wir immer nur 20 Mitschüler gesehen, jetzt bekommt man auch mal Kontakt mit den höheren Jahrgängen“, sagt Anne Henna, die seit einem halben Jahr Krankenschwester am AK Wandsbek lernt. Thorsten Bachmann arbeitet am AK St. Georg und ist schon im dritten Ausbildungsjahr: „Die Räume hier sind besser, aber viele fürchten, dass es anonymer sein könnte.“ Geschäftsführer Rénier Schanne will diese Sorge ernst nehmen. Auch hier soll es wieder Mentoren geben, die sich auch um die Psyche der jungen Menschen kümmern. „Manche haben beispielsweise Probleme nach Psychiatrie-Einsätzen“, sagt Bachmann.

Er hat sich für diesen Beruf entschieden, „weil ich ihn als Herausforderung empfinde, ich muss ständig Entscheidungen treffen und trage eine große Verantwortung“. Er wünscht sich, dass das auch die Ärzte manchmal mehr sähen. Man brauche für diesen Beruf kein Helfersyndrom, und auch gegen eine Überhöhung wehrt er sich. „Von wegen Glückserlebnisse, wenn jemand gesund wird. Das gibt es bei immer kürzer werdenden Liegezeiten gar nicht in jedem Fall.“ Anne Henna wollte eigentlich Hebamme werden, findet jetzt Krankenschwester aber vielseitiger. „Wenn ich das Gefühl habe, da liegt jemand, der bekommt gar nichts mehr mit, und derjenige drückt dann plötzlich meine Hand, dann gibt mir das etwas.“ Das Geld sei nicht wichtig, aber auch nicht so knapp wie erwartet: Von 1333 im ersten bis 1617 Mark im dritten Ausbildungsjahr. Für jeden sei das trotzdem nichts: „Man merkt einfach, ob man dafür gemacht ist“, glaubt Anne Henna.

Während man sich früher bei den LBK-Krankenhäusern direkt bewerben musste, wählt jetzt das BZG gemeinsam mit den Häusern aus. Bewerbungen müssen deshalb an das Bildungszentrum gehen. Die Starttermine sind: 1. Februar für Krankenpflege, 1. April für Hebammen und Krankenpflege, 1. August für Krankenpflege und 1. Oktober für Kinderkrankenpflege und Krankenpflege. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.lbk-hh.de .

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