„Du gehst ja eh' nicht“

■ Vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Griechenland sprach Marco Bode mit der taz bremen über die Nationalmannschaft, über Bremen und über seine persönliche Zukunft

taz: Kennen Sie das Lied vom „Anton aus Tirol“ auswendig?

Marco Bode: Nein. Das hat mir noch nie gefallen. Und nach dem Portugal-Spiel habe ich es auch nicht gehört. Ich war nach dem Essen auch noch kurz auf der Hotel-Terrasse, aber solange ich da war, wurde dieses Lied nicht gesungen.

Und was singt man unter Rudi Völler?

Noch gar nichts. Aber ich hoffe, dass wir bald Grund dazu haben ...

Warum ist mit Völler alles anders? Der personelle Neuanfang kann es ja nicht sein ...

Ja, da hat sich nicht so viel verändert. Aber ich würde auch nicht sagen, dass jetzt auf einen Schlag wieder alles in Ordnung ist. Das kann man nach einem Spiel nicht so sehen – zumal die Spanier noch in der Vorbereitung waren. Wir müssen das jetzt gegen Griechenland und England bestätigen. Erst wenn wir in allen drei Spielen überzeugt haben, kann man davon sprechen, dass ein positiver Weg eingeschlagen wurde.

Dennoch löst die Person Völler Besonderes aus ...

In Hannover war zu spüren, wie populär Rudi Völler ist: Die Leute mögen ihn einfach. Dadurch hat er ein bisschen Druck von uns genommen, als eigentlich alle drauf gewartet haben, dass die „Versager“ noch mal einen drüber kriegen.

Reden wir ein bisschen über die Zukunft...

Meine oder Ihre?

Meine steht ja wegen der taz -Krise in den Sternen ... aber wie ist es mit Ihrer? Können Sie sich nach zwölf Jahren bei Werder noch was anderes vorstellen?

Schwer. Viele Kollegen sagen: Du gehst ja eh nicht mehr weg. Es ist sicherlich ungewöhnlich, nur bei einem Verein zu spielen. Aber ich bin absolut nicht der Typ, der alle zwei Jahre woanders spielen will. Ob es noch mal was anderes gibt, weiß ich nicht. Ich habe ja noch ein Jahr einen Vertrag, und dann schauen wir mal weiter.

Lockt ein Wechsel ins Ausland?

Nicht so sehr. Am ehesten interessiert mich die englische Liga. Da würde ich auch sprachlich schneller zurechtkommen als in Spanien oder Italien. An Italien hat mich eines immer abgeschreckt: Die Verrückten spielen ja Sonntags um drei, in der größten Hitze. Das hat sich in München ja auch wieder bestätigt, dass das nicht unbedingt mein Fall ist. Von daher wäre England klimatisch besser.

Was macht Bremen so schön – außer einem gutgeführten Club und einer vergleichsweise friedlichen Sportpresse?

Bremen hat viele gute Eigenschaften: Es ist groß genug, um einem ein bisschen Anonymität zu geben. Das ist natürlich bei mir sehr schwer, aber ich kann schon mal ein bisschen abtauchen. Aber die Stadt ist nicht so groß, dass man gleich den Überblick verliert. Verkehrschaos ist eigentlich ein Fremdwort. Es wird zwar gebaut, aber immer ein bisschen kleinstädtisch – nicht so wie am Potsdamer Platz. Die Menschen sind mir ganz sympathisch – vielleicht nicht so offen, dass sie gleich auf jeden Fremden zugehen. Aber wenn man Kontakt gefunden hat, kann man sich hier sehr schnell zu Hause fühlen.

Was hat sich in letzter Zeit zum Positiven verändert?

Ich bin kein Freund von großen Koalitionen. Aber in Bremen scheint sie zu meiner Überraschung ganz gut zu funktionieren, weil gewisse Themen mal angepackt wurden. Für mich ist das etwas ärgerlich, weil ich eigentlich mit den Grünen sympathisiere. Aber man muss zugeben, dass die große Koalition besser funktioniert, als viele erwartet haben. Ansonsten fällt mir noch ein, dass die Schlachte sich positiv entwickelt hat.

Und das größte Ärgernis?

Vielleicht der Sommer. Aber mich persönlich hat das nicht so sehr gestört. Ich hatte Urlaub und war nicht viel hier. Und zum Fußballspielen ist der Bremer Sommer der Beste. Fragen: Jan Kahlcke