Hochschulneubau aus Promi-Feder

■ Stararchitekt Ungers baut am Flughafen einen doppelten Viertelkreis für die FH Bremen und ein neues Gründerzentrum

Washington hat einen, Hamburg hat einen, Frankfurt sogar mehrere und Berlin ist voll davon. Sogar Bremerhaven hat schon einen. Und Bremen? Ja, Bremen hat im Technologiepark auch schon einen Ungers-Bau. Nun kommt ein weiterer hinzu. Oswald Matthias Ungers, einer der wenigen deutschen Architekten von internationalem Ruhm, baut am Flughafen den dritten Standort der Hochschule Bremen.

Die ist zu dem neuen Domizil aus prominenter Feder gekommen wie die Jungfrau zum Kinde. Bauen wollte die Peter Riggers Baubetreuungsgesellschaft auf ihrem attraktiven Grundstück nahe der Airport-City ohnehin. Auch der Entwurf des Star-Architekten mit den Baukörpern in Form eines Viertelkreises stand bereits. Nur sollte eigentlich die Verwaltung eines Versicherungskonzerns einziehen.

Die Hochschule wollte ursprünglich in Grohn ihre Institute an einem Standort zusammenführen. Dann bekam jedoch die Internationale Universität den Zuschlag für das ehemalige Kasernengelände. Die Baufirma Riggers bot ihr Projekt als Alternative für die Hochschule an – schlüsselfertig und zum Festpreis von 29 Millionen Mark. „Wir verkaufen das wie eine Eigentumswohnung“, sagt Helmut Dietrich von der Riggers-Geschäftsführung. Der Bildungssenator griff zu. „Das war einfach ein gutes Angebot“, erklärt sein Sprecher Rainer Gausepohl. „Da sagen wir nicht nein.“ Zum ersten Mal kauft die Bildungsbehörde ein frei finanziertes Gebäude. Bezahlen muss allerdings der Wirtschaftssenator: Der Bau wird noch aus dem Investitionssonderprogramm zur Sanierung Bremens finanziert.

Die Hochschule hat „mit Freuden zugegriffen“, so Sprecher Ulrich Berlin. Der Standort am Flughafen sei für High-Tech-Fachbereiche „ein echtes Aushängeschild“. Von der Nähe zu den am Flughafen ansässigen Firmen und dem neuen Gründerzentrum erhofft man sich Synergie-Effekte. Dafür nimmt die Hochschule die Zersplitterung in künftig drei Standorte in Kauf.

Nur die Grundrisse musste Ungers' Büro an das Raumprogramm der Fachhochschule anpassen, um Vorlesungsräumen, Labors und Büros Platz zu bieten. Unverändert blieben dagegen die streng geometrischen Baukörper in Klinker – typisch für Ungers, der mit klaren Formen berühmt wurde. In den vierstöckigen äußeren Viertelkreis wird die Hochschule mit ihren Luftfahrt-, Maschinenbau- und Informatik-Studiengängen einziehen. Den niedrigeren, inneren lässt die landeseigene Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) für acht Millionen Mark errichten. Darin wird die Bremer Innovations-Agentur (BIA) ein Gründerzentrum aufbauen, das vor allem Absolventen mit Know-How unterstützen soll. Im Gegenzug erhält das Zentrum, an dem auch die Hochschule beteiligt ist, Anteile an den neuentstandenen Firmen. In luftiger Höhe sollen Verbindungsgänge zwischen den Gebäuden den Studierenden den Weg aus dem Seminar in die Selbständigkeit sozusagen auch physisch ebnen. Mit starken senkrechten Linien und schmalen Fensterelementen gliedert der gefeierte Professor die Fassaden, den Kollegen wegen seiner kargen Formensprache schon mal phantasielos nennen.

„Es ist eben ein echter Ungers“, seufzt Reinhard Bartolles, an der Hochschule Dekan für Architektur. „Geometrische Grundformen, die in sich wiederum exakt eingeteilt sind“ – obwohl Bartolles selbst eine weniger strenge Formensprache favorisiert, erkennt er die Qualität des Ungers-Entwurfs an: „Gegen unsere muffigen Gebäude am Neustadtswall ist der markante Bau natürlich ein Kleinod.“ Weniger glücklich ist der Architekturprofessor mit der Lage: „Für das Rektorat bedeutet der Standort ‚Airport City« einen Riesen-Prestigegewinn. Dazu passt ein großer Name wie Ungers natürlich gut. Aber für Studenten ist das die reine Trostlosigkeit – da ist doch nichts los.“

jank