Berlin in Europa, Europa in Berlin

Das Märkische Museum präsentiert die Stadt aus der Sicht der Migranten. Und die ist überwiegend positiv

Vor der Ankunft ist das Bild, die Vorstellung davon, was einen in der Fremde erwartet – unabhängig von den Beweggründen, die einen aus der Heimat haben aufbrechen lassen.

Berlin-Bilder gibt es viele, das zeigen die persönlichen Einblicke in die Migrationsgeschichte von Polen, Türken, Russen oder Dänen, die das Institut für Europäische Ethnologie seit dieser Woche im Märkischen Museum präsentiert. Der Titel der Ausstellung: „Durch Europa. In Berlin“.

Berlin-Bilder gab es bereits zu Hause, aus den Erzählungen derer, die die Stadt schon kennen, es gab sie aus Reiseführern und es gibt sie nun, da der Aufbruch vollzogen ist, ganz unmittelbar. Die einen kommen über Schönefeld, die andern am Bahnhof Lichtenberg an.

Berlin-Bilder werden aber auch weitergegeben, in Form von Postkarten, Telefonaten, Reisen in die alte Heimat. Es sind andere Bilder als die, mit denen die Stadt für sich wirbt, aber sie reichen genauso weit wie die Hochglanzprospekte, manchmal sogar noch weiter.

Mit der Ausstellung sowie einem Begleitbuch lassen sich die Ethnologen auf die Wahrnehmung derer ein, die den Slogan „Berlin tut gut“ ernst nehmen. Sie meinen, dass die Wahl für Berlin nicht länger als Belästigung, sondern als Kompliment aufgefasst werden sollte.

Mit Komplimenten sparen die Befragten tatsächlich nicht. Berlin ist für die Neuankömmlinge eine offene, eine lebenswerte Stadt, sehr zur Überraschung derer, die Migranten meist nur als Opfer sehen. Das ist nicht nur das Ergebnis zahlreicher Interviews, sondern auch einer Bewertungsskala, auf der jeder ankreuzen konnte, wie Berlin ist: eher warm oder kalt, bunt oder grau, leise oder laut, vertraut oder fremd, freundlich oder mürrisch, offen oder verschlossen, friedlich oder aggressiv.

Zumindest in der Bewertung der Stadt als laut und vertraut, als hektisch und warm, unterscheiden sich die Berlin-Bilder der Migranten gar nicht so sehr von denen, die schon länger heimisch sind. UWE RADA

Die Ausstellung läuft bis zum 26. November im Märkischen Museum. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Das Begleitbuch ist bei Basisdruck erschienen.