Öko-Anlagen sind „in“

Viele Anbieter haben erkannt, dass neben der ökologischen Ausrichtung auch die Rendite stimmen muss. Niemand kann es sich erlauben, eine Geldanlage zu tätigen, die Verluste einfährt

Ökologische Geldanlagen gibt es in Deutschland seit Jahrzehnten. Immer wieder wurde die Beachtung ethischer oder ökologischer Kriterien bei der Anlage von Geld als neuer Trend ausgemacht. Doch oft blieb dann nach einiger Zeit nicht mehr viel übrig vom einstigen Elan.

Dies scheint jetzt anders zu sein. Es gibt so viele ökologische Anlagemöglichkeiten wie noch nie. Beispielsweise stehen den Anlegern im deutschsprachigen Raum insgesamt mehr als ein Dutzend ökologischer Aktienfonds zur Auswahl. Bemerkenswert ist, dass diese Fonds häufig von ganz „normalen“ Investmentgesellschaften aufgelegt wurden. Offensichtlich versprechen sich diese Gesellschaften damit ein gutes Geschäft.

Viele Anbieter haben erkannt, dass neben der ökologischen Ausrichtung auch die Rendite einigermaßen stimmen muss. Denn kein Anleger kann es sich erlauben, eine Geldanlage zu tätigen, die Verluste einfährt. Wichtige Ziele wie die private Altersvorsorge wären damit sonst gar nicht zu erreichen.

So gibt es mittlerweile ökologische Angebote, die keinen Vergleich scheuen müssen. Beispielsweise bietet die Umweltbank für Einlagegeschäfte Konditionen, die selbst von sehr guten traditionellen Banken nicht überboten werden. Viele ökologische Aktienfonds haben in diesem Jahr Ergebnisse vorgelegt, die Anleger in traditionelle Fonds vor Neid erblassen lassen.

Insgesamt sind die beachteten ökologischen – und ethischen – Kriterien facettenreicher geworden. Noch vor wenigen Jahren war man besonders an möglichst perfekten ökologischen Anlagen interessiert, solchen also, die nicht an Firmen mit negativ beurteilten Wirtschaftsbereichen beteiligt sind. In den letzten Jahren ging die Tendenz zur strategischen Geldanlage. Das Investment sollte dazu beitragen, den wirtschaftlich Verantwortlichen Zeichen zu setzen. So genannte „Öko-Effizienz-Fonds“ wurden sehr populär, obwohl sie auch in Unternehmen investieren, die nach strengen ökologischen Kriterien durchfallen würden.

Die Idee dieser Fonds ist, die aus ökologischer Sicht besten Unternehmen innerhalb der jeweiligen Branchen zu finden. Weil die Unternehmen davon profitieren, dass in ihre Aktien investiert wird, soll dadurch ein Anreiz für die anderen Unternehmen der Branche gegeben werden, in Zukunft mindestens ebenso ökologisch zu wirtschaften wie der Branchenbeste. Somit könnte dann eine positive Entwicklung selbst innerhalb negativ beurteilter Branchen wie der Chemiebranche initiiert werden.

Ein großes Angebot an ökologischen Anlagen bringt jedoch wenig, wenn die Nachfrage fehlt. Es zeigt sich aber, dass bei den Anlegern Interesse in erstaunlichem Ausmaß vorhanden ist. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg beschäftigt sich bereits seit längerem mit der Beratung zur Geldanlage im Allgemeinen und von an ökologischen Geldanlagen interessierten Verbrauchern im Besonderen. In einer Untersuchung konnte hierbei festgestellt werden, dass immerhin 56 Prozent aller Ratsuchenden bei der Geldanlage ethische oder ökologische Gesichtspunkte beachten wollten. Diese Kriterien sollten häufig bei der gesamten Anlagesumme berücksichtigt werden, zumindest aber bei einem Großteil des anzulegenden Geldes.

Interessanterweise hatten die befragten Anleger nur in ganz wenigen Fällen bereits zuvor von der Möglichkeit einer ökologischen Anlage gehört. Und das, obwohl fast alle Ratsuchenden bereits Kontakte zu Banken und Sparkassen in Sachen Geldanlage hatten. Anscheinend wird dieses Thema jedoch von den Beratern ausgeklammert.

Auch große institutionelle Investoren beginnen, ökologische Gesichtspunkte bei ihren Anlageentscheidungen mit zu berücksichtigen; allen voran solche mit weltanschaulichem Hintergrund, von denen man schon seit langem ein entsprechendes Engagement erwartet hat. Beispiele dafür sind Teile der christlichen Kirchen sowie Ordensgemeinschaften, die bei der Anlage ihrer finanziellen Mittel ethisch-ökologische Kriterien berücksichtigen wollen. So lassen zur Zeit mehr als ein Dutzend Orden ihre Vermögensanlagen daraufhin untersuchen, ob sie den ethisch-ökologischen Ansprüchen genügen. Grundlage dafür ist der von einer Expertengruppe entwickelte Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden für die Bewertung von Unternehmen anhand ethisch-ökologischer Kriterien.

Zur konkreten Beurteilung der einzelnen Anlagemöglichkeit sind sowohl private als auch institutionelle Anleger auf die Arbeit von speziellen Rating-Agenturen angewiesen. Daher ist es erfreulich, dass sich solche Agenturen wie beispielsweise „oekom research“ in München sowie Südwind in Siegburg, die auf die Einschätzung von Unternehmen nach ökologischen sowie sozialen und kulturellen Gesichtspunkten spezialisiert sind, zu etablieren beginnen.

PETER GRIEBLE

Der Autor ist Mitarbeiter der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg