Frauenbeauftragte zieht Zwischenbilanz

■ Bei Frauenförderung geht es um die Geschlechterfrage / Überparteiliche Vernetzung zeigt Erfolge / Bundesweite Impulse

Wenn die Bremer Landesfrauenbeauftragte wie gestern Schokoladenherzen in der – zu 85 Prozent mit Männern besetzten – Staatsräte-Runde verteilt, ist das nicht nur weibliche Nettigkeit. Es hat durchaus symbolischen Charakter. Ulrike Hauffe nämlich hat „die Frauenfrage“ schon lange zur Geschlechterfrage umformuliert. Kurzfassung: Keine echte Demokratie ohne wirkliche Gleichberechtigung.

Allerdings ist die Reichweite dieses Merksatzes nur begrenzt. Denn wenn Hauffe wie gestern nach sechs Jahren Amtszeit Halbzeitbilanz zieht, dann klingt die vor allem nach viel beharrlicher Kleinarbeit. Für die Gleichberechtigung gibt es eben kein Investitionssonderprogramm, sondern nur 25.000 Mark jährlich plus 12 Stellen landesweit. Was damit in den letzten Jahren zustande kam, ist dennoch ganz beachtlich – aber eben „noch lange nicht genug“, wie Hauffe selber trocken bilanziert. 80 Prozent aller Frauen und 40 Prozent der Männer stimmen ihr neuesten Studien zufolge darin zu.

Doch statt zu klagen verlegt sich Hauffe lieber aufs Vernetzen. „Gleichstellung ist eine Querschnittsaufgabe“, sagt die Diplom-Psychologin. Neben einem in der Republik einmaligen Landesgleichstellungsgesetz komme ihr dabei zu Gute, dass sie parteilos sei. „Mit dem Wirtschaftssenator hat sich die Zusammenarbeit in der letzten Zeit verbessert“, beantwortet sie diplomatisch die Frage nach dem frauenfeindlichsten Ressort. Sie wolle Problemlösungen sachbezogen, nicht ideologisch angehen. Ein solcher sachbezogener Erfolg beispielsweise ist aus Hauffes Sicht, wenn eines von fünf Kriterien für die staatliche Förderung von Medieneinsatz die Chancengleichheit ist. Als weiteren ressortübergreifenden Erfolg verbucht sie die Arbeit des 1994 durch sie initiierten Forums Frauengesundheit. „Das Thema Gesundheit aus Frauensicht zu denken“ wurde sogar zum Bundeserfolg: Als es um die Gesundheitsreform ging, wurde Hauffe als einzige weibliche Sachverständige im Bundestag gehört. Auch für ihre Forderung nach einer unabhängigen Frauenberatungsstelle zum geplanten Brustkrebs-Screening hat sie bundesweite Aufmerksamkeit erhalten. „In Bremen wird es eine solche Stelle geben“, sagt sie zuversichtlich. Ihr gehe es um die Frage: Was bringt den Frauen das? „Und wenn das Screening 70 Prozent Teilnahme braucht, damit die Ergebnisse wissenschaftlich ausgewertet werden können, muss ich doch darauf bestehen, dass jede Frau selbst eine informierte Entscheidung treffen kann“, sagt Hauffe. Überhaupt ist Beratung einer der Schwerpunkte der Frauengleichstellungsstelle (ZGF). Der direkte Kontakt mit vielen Frauen, die „mit großen Wünschen und Heilserwartungen zu uns kommen“, so die Frauenbeauftragte, gebe Impulse für viele Aktivitäten.

Ein Schwerpunkt der ZGF wird auch in Zukunft die Erwerbstätigkeit von Frauen sein – ob in der zukunfts-trächtigen IT-Branche (siehe nebenstehender Bericht) oder als Mutter und später Wiedereinsteigerin in den Beruf. Die verlässliche Grundschule sei eines ihrer Projekte gewesen, sagt Hauffe zur bildungspolitischen Erneuerung. „Aber zum Ende meiner Amtszeit will ich Ganztagsschulen in Bremen sehen.“

ede