Endlich: „Club 88“ dicht gemacht

■ Neumünster lässt endlich Neonazi-Treff schließen. „Unzuverlässigkeit“ lautet die Begründung des Bürgermeisters, der sich auf juristisches Geplänkel einstellt

Der Marsch von 400 Faschos und Skins durch Neumünster am vorigen Wochenende konnte es nicht verhindern: Der Neonazitreff „Club 88“ wird geschlossen. Das teilte gestern Neumünsters SPD–Oberbürgermeister Hartmut Unterlehberg mit. Er entzog wegen „Unzuverlässigkeit“ der Skingirl-Führerin Christiane Dolscheid im „Sofortvollzug“ die Konzession und Schankerlaubnis für die rechte Pinte. Der Hamburger Neonazi Chris-tian Worch vom „Aktionsbüro Norddeutschland“ kündigte dagegen juristischen Widerstand an.

Die schleswig-holsteinische SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis begrüßte die Entscheidung als „notwendig und richtig“ und sicherte Neumünster bei rechtlichen Auseinandersetzungen „volle Unterstützung“ zu. Die Unterschriftensammlungen der vergangenen Wochen und die Demo der Bevölkerung, die am Samstag einen vom Bundesverfassungsgericht erlaubten Neonaziaufmarsch zum Abbruch zwangen, zeigten, „dass der Druck gegen rechts nicht nachlässt, damit der ,Club 88' für immer aus Neumünster verschwindet“.

Juristischem Geplänkel sieht Unterlehberg gelassen entgegen. „Die Stadt wird versuchen, ihr jetziges Vorgehen mit allen gerichtlichen Möglichkeiten durchzusetzen.“ Durch den Aufmarsch am Wochenende sei „objektiv und beweisbar sichtbar geworden, um was für eine Gaststätte es sich handelt und welche Leute sich für ihren Erhalt einsetzen“, so Unterlehberg.

Mit der Verfügung zieht die Stadt Neumünster damit zunächst einen Schlussstrich unter ein unrühmliches Kapitel. Über drei Jahre lang hatte die rechte Szene den „Club 88“ unbehelligt im Stadtteil Gadeland betreiben können. Warnungen waren stets bagatellisiert worden. Der „Club 88“ konnte sogar öffentliche Skinhead-Fußballtuniere zum Gedenktag von Hitlerstellvertreter Rudolf Heß organisieren. Die „88“ steht im Nazijargon für „Heil Hitler“ und ergibt mit der Vereinslosung die Formel: „Heil Hitler – der allerletzte Ausweg“ Peter Müller