Auf Du und Du mit dem Finanzloch
: Dilettanten vom Dienst?

■ Der Kritik am Bremer Baubetrieb nach dem Uni-Finanz-Debakel wächst

Der wissenschaftspolitischen Sprecherin SPD-Fraktion, Gerlinde Berk, hat es „die Sprache verschlagen“, ihr Kollege Jörg Jäger (CDU) findet die ganze Angelegenheit „sehr unbefriedigend“, im Wissenschaftsressort gibt man sich „verärgert“ und droht mit Konsequenzen: Seit am Montag bekannt wurde, dass der neu gestaltete Zentralbereich der Universität über 4,4 Millionen Mark mehr kostet als geplant (die tazberichtete), wächst die Kritik am Bremer Baubetrieb (bbb). Diesem wird vorgeworfen, das Finanzloch durch eine unzureichende Projektsteuerung zumindest mit verursacht zu haben.

Eine Konsequenz daraus könne sein, die Zusammenarbeit mit der bbb aufzukündigen, so Gerlinde Berk gegenüber der taz. Eine solche Forderung müsste unter den SPD-Wissenschaftsdeputierten aber erst abgestimmt werden. Das grüne Deputationsmitglied Hermann Kuhn hatte einen solchen Schritt zuerst ins Gespräch gebracht. Der wissenschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Jörg Jäger, sieht gar Missmanagement und Dilettantismus mit im Spiel. Bei der Deputationssitzung am Freitag will er nun genau erfahren, „wer wann was wusste“. Aus dem Baudezernat der Universität heißt es, dass es schon seit einem Jahr absehbar gewesen sei, dass der Kostenrahmen von rund 21 Millionen zu knapp bemessen sei. Und wer trägt die Schuld daran, dass das Finanzloch erst jetzt zum Thema wird? „Der Bremer Baubetrieb.“

Der bbb sei keinesfalls allein für das Problem verantwortlich, so Prof. Gottfried Zantke von der BauManagement Bremen GmbH, die den stadteigenen Betrieb kontrolliert. Der Fehler sei gewesen, dass die bbb den vom Finanzsenator vorgegebenen Kostendeckel akzeptiert habe. Und: Man müsse auch mal auf den Architekten „draufhauen“ können. Zantke vermisst ganz einfach Durchsetzungskraft beim bbb. Dieser hatte Zeitknappheit, „Innovationsrisiken“ durch die neuartige Glashallen-Konstruktion und das schwierige „Bauen im Bestand“ als Gründe angeführt. Trotzdem: Man hätte früher Bescheid wissen müssen, so Geschäftsführer Falko von Strauß und Torney.

Die aktuelle Diskussion dürfte den bereits vorhanden Frust beim Bremer Baubetrieb noch vergrößern: Erst Anfang 1999 war der städtische Eigenbetrieb auf Anraten der McKinsey-Gutachter gegründet worden – eine ausgegliederte „Nachfolgefirma“ des früheren Hochbauamts. Die Baumanagment Bremen wurde als Kontrollinstanz geschaffen – was bei manchen der insgesamt 180 MitarbeiterInnen offenbar noch immer nicht goutiert wird. Und jetzt waren schon wieder die Berater im Haus: Die Mannen des allgegenwärtigen Roland Berger nehmen derzeit das gesamte bremische Liegenschaftswesens unter die Lupe.

Laut Bauressortsprecher Holger Bruns sind sie an vielen Stellen fündig geworden: Dem bbb werde „geringes Kostenbewusst-sein“, „Hoheits-Verwaltungsdenken“ und bürokratische Trägheit (zu viele „Querzeichner“) attestiert. Dazu kommen Konflikte in der Zusammenarbeit mit der BauManagment GmbH, Reibungsverluste, Aufgabenzersplitterung.

Sprecher Bruns gibt jedoch auch zu Bedenken, dass der bbb sich in einem seit Jahren währenden, kräftezehrenden Umstrukturierungsprozess befände. Er hält es für völlig falsch, jetzt darüber zu diskutieren, auf die Zusammenarbeit mit dem bbb zu verzichten. Bereits im Herbst würden die Entscheidungen über die Neuorganisation des gesamten Bereichs gefällt. Und auch BauManagment-Mann Zantke gibt zu Bedenken, „ob es nach Roland Berger diese Art der Organisation noch geben wird“. hase