Die Farm runter

Erzählt uns bloß nicht, wir wären zu alt: Die australische Punkrockband Cosmic Psychos beehrt heute das Tacheles

Es gibt Leute, denen fällt zu der australischen Band Cosmic Psychos geradezu reflexartig ein Haufen anderer Bandnamen ein: Celibate Rifles, Psycho Lüde und die Astros, The Three Johns. Die haben zwar alle nichts miteinander zu tun, doch das ist egal - geht es doch nur darum, sich mal wieder einer Zeit zu erinnern, zu der alle Bands irgendwie wichtig waren, so Mitte bis Ende der Achtzigerjahre herum.

Andere, weniger melancholische Leute sagen einfach das, was zu sagen ist zu den Cosmic Psychos: Punkrock und Bier, Bier und Punkrock, Australien und Punkrock. Und dritten wiederum fällt eigentlich nur das unnachahmliche Cover ihres ersten Albums ein: Drei stämmige Typen um die dreißig auf einer Wiese mit lauter gelben Blümchen, alle drei alles andere als glamourös. Einer mit Schlagzeug, einer mit Gitarre, und einer mit einem Gewehr im Anschlag: Down on the farm, Frieden auf Erden und in der Hölle. Das war 1985. In Folge standen die drei Männer an Stränden herum, machten das Victory-Zeichen, zeigten den Stinkefinger, zogen sich die Hosen runter oder posierten auf einem Caterpillar.

Zeichen setzen, sich unsterblich machen: Die Cosmic Psychos wissen besser als andere, wie das geht, und noch besser wissen sie, dass ihre Coverart bestens korrespondiert mit ihrer nicht besonders komplizierten Musik: Eins, zwei, drei und vier und los und Punkrock. Die Cosmic Psychos kennen nur einen Song, den aber kennen sie gut. Der handelt davon, alles wegzupusten, was überall so nutzlos in der Gegend rumsteht, und er handelt vom Trinken und Getrunkenwerden: „Done it again, ya‘ know, I‘ve done it again, sittin‘ in this pub since I don‘t know when“.

Daran hat sich die Jahre über nicht viel geändert. Die Cosmic Psychos sind arbeiten gegangen, haben Familien gegründet und ihre Äcker bestellt, und ab und an holen sie die Gitarren aus dem Stall, treffen sich, nehmen ein neues Album auf und gehen damit auf Tour. Manchmal allerdings haben sie bei aller Stumpfheit sogar Denkwürdiges auf Lager. So heißt ein Song ihres 91er Album „Blokes You Can Trust“, das seinerzeit übrigens Nirvanas Butch Vig produziert hat, „Never Grown Old“ und der enthält die Zeilen: „I‘m so neurotic, I never wanna grow old, don‘t like to sleep, don‘t want to see work, don‘t tell me I‘m too old.“ Und so bodenständig sie auch sind: Davon träumen sie jeden Tag.

GERRIT BARTELS

Ab 22 Uhr, Tacheles, Oranienburger Straße 154-156, Mitte